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Schiller an Georg Göschen, 5. März 1791

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Jena den 5. März [Sonnabend] 91.

Vielen Dank lieber Freund für die gütige Besorgung des Pelzes; er ist glücklich angelangt und hat meinen ganzen Beyfall. Fertig ist er auch schon, und nunmehr kann ich aller Witterung Trotz bieten. Für das Geschenk der Thümmelischen Reisen habe ich Ihnen von meiner Lotte recht viel verbindliches zu sagen; nur das einzige soll ich Ihnen vorwerfen, daß Sie uns den lieben Freund, der so schöne Sachen schickt und so freundlich an uns denkt, nicht selbst zeigen.

Schreiben Sie mir doch gelegentlich, ob es wirklich an dem ist, daß Sie den Calender haben müssen neu auflegen lassen, weil der Vorrath nicht für die Bestellungen zugereicht habe. Hier und in einigen anderen Orten, hör ich, sollen es die Buchhändler behauptet haben, aber glauben kann ich es nicht.

Beruhigen Sie doch Crusius, wenn Sie ihn sprechen, darüber, daß er so lang auf die Fortsetzung des Abfalls d. Niederlande warten muß. Er ist empfindlich darüber, daß ich ihn Ihnen nachsetze, wie mirs vorkommt, weil ich für Sie arbeite, und die Niederl. Geschichte liegen lasse. Aber er irrt sich wenn er glaubt, daß er desto eher Mscrpt erhalten würde, wenn der Calender nicht wäre: auch ohne das würde ich die Fortsetzung der Niederl. Geschichte bisher verschoben haben und noch verschieben. Ganz zuverlässig wird sie vollendet, aber ich übereile mich nicht und es ist um des Werkes willen und um meiner selbst willen, daß ich die Ausarbeitung verzögere. Leid thäte es mir, wenn er sich von mir hintangesetzt glaubte, denn ich wünsche ihm das beßte Glück mit meinen Schriften, weil ich ihn kenne und schätze. Haben Sie Gelegenheit lieber Freund, so sagen Sie ihm das oder lassen es ihm sagen. Leben Sie recht wohl. Ewig der

Ihrige

Schiller.