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Schiller an Heribert von Dalberg, 1. Mai 1784

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Frankfurt a. Mayn d. 1. Mai 1784.

Noch voll und warm von der Geschichte des gestrigen Abends eile ich Ewr. Exzellenz von dem Triumph zu benachrichtigen, den die Mannheimer Schauspielkunst feierlich in Frankfurth erhielt. Gestern, Freitags, wurde Hn. Iflands Stük bei Vollem Haus und ungewönlicher Stille mit außerordentlichem Beifall gegeben. H. Ifland als Verfasser und Schauspieler und H. Beil wurden mit lermendem Händeklatschen herausgerufen, und Alles bewies die äuserste Achtung gegen die fürtreflichen Abgesandte des Mannheimer Theaters. Es ist zu weitläuftig für einen Brief, meine Meinung über Großmanns Geselschaft auszukramen, das aber ist zuverlässig war, daß Ifland und Beil unter den besten hiesigen Schauspielern, wie der Jupiter des Phidias unter Tüncherarbeiten hervorragten. Nie habe ich lebendiger gefühlt, wie sehr jedes andere Theater gegen das Unsrige zurükstehen müsse, als hier, und Großmann wird Mühe haben, nach der Abreise unserer Schauspieler, zu Frankfurth in seinem Werth zu bleiben. Es soll einer meiner angenehmsten Augenblike seyn, Ewr. Exzellenz ausführlich zu sagen, wie sehr gegründet diese Erklärung ist, wenn ich die Gnade habe, mündlich mit Ihnen darüber zu sprechen.

Wo wir hinkommen, beweist man dem Mannheimischen Theater die entschiedenste Achtung; Iflands und Beils Spiel haben eine Revoluzion unter dem Frankfurter Publikum veranlaßt. Man ist warm für die Bühne geworden. Jederman sagt auch, daß Großmanns Schauspieler noch nie so warm als gestern gespielt haben; ein Beispiel, wie groß Muster und Mitschauspieler zu wirken im Stande sind. Heute ist die Väterliche Rache und Montag Cabale und Liebe; ich gestehe, daß mir bei den schröklichen Aussichten auf meine Lady und dgl., bange ist, Convulsivische Bewegungen auszustehen, wie ein Verurtheilter, und daß ich gerne auf die Ehre Verzicht thäte, eins meiner Stüke hier vorgestellt zu sehen, wenn ich Großmann mit guter Art davon zurükbringen könnte; indessen hoffe ich, daß meine Gegenwart, verbunden mit Iflands und Beils Spiel, mehr bewirken soll, als Frankfurt von Großmanns Gesellschaft erwartete. Ifland wird den Kammerdiener spielen, den ich mit Wegwerfung aller amerikanischen Beziehungen, wieder ins Stük hineingeschoben habe.

Ich brenne vor Begierde Ewr. Exzellenz weitläuftig alle Bemerkungen mitzutheilen, die ich hier machte und noch machen werde, und ich weiß zuverläßig, daß, wenn es möglich wäre, meine Achtung für das Mannheimer Theater zu vergrößern, nichts in der Welt dieses mehr bewirken könnte, als mein hiesiger Aufenthalt.

H. Miller, der die Gnade hat Ewr. Exzellenz diesen Brief zu übergeben, hat aus Nothwendigkeit und Eifer für die Mannheimer Bühne, alle angenehme Verbindungen abgebrochen, die ihn in unserer Gesellschaft hielten, um bei Zemire und Azor gegenwärtig zu seyn, und wird Ewr. Exzellenz von dem weitern benachrichtigen.

Ich bin mit der tiefsten Verehrung

Ewr Exzellenz unterthäniger
Schiller.