HomeBriefeAn seine ElternSchiller an Johann Schiller, 13. Januar 1790

Schiller an Johann Schiller, 13. Januar 1790

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Jena, den 13. Jan. [Mittwoch] 90.

Meine 2 letzten Briefe liebster Vater sind hoffentlich jezt richtig in Ihren Händen. Ich erwartete mit Ungeduld die Bestätigung vom bessern Befinden meiner geliebtesten Mutter. Reißen Sie mich aus meiner Ungewißheit darüber, und schreiben Sie mir mit dem bäldesten.

Eben so sehr sehne ich mich, von Ihnen zu hören, daß Sie Sich meines Glückes freuen. In vierzehn Tagen lasse ich mich trauen hier in Jena. Meine Schwiegermutter will hieher kommen. O daß Sie nicht auch zugegen sind liebste Eltern, unsre Freude zu theilen, und uns Ihren Segen zu geben. Meine Schwiegermutter ist eine vortrefliche Frau, die Sie gewiß verehren und lieben würden, wenn Sie sie kennen lernen sollten. Sie liebt mich wie ihren Sohn, und sie brachte mir kein geringes Opfer, da sie mir ihre Tochter gab, denn sie hatte schon Aussichten für sie, die im äußerlichen Glück unendlich mehr versprachen, als ich ihrer Tochter anbieten kann. Aber sie vertraute das Glück ihrer Tochter meinem Herzen an.

Da Sie an meinem Trauungstage nicht selbst zugegen seyn können, liebste Ältern, so seyen Sie es wenigstens durch einige Zeilen, und erhöhen Sie mir diesen freudigen Tag durch die Versicherung, daß Sie meine Freude mit mir theilen.

Der Herzog von Meiningen hat mir mit dem Hofraths-Character ein Geschenk gemacht, so daß ich meiner Frau doch wenigstens einen anständigen Rang anzubieten habe, und das was sie verliert weniger fühlbar wird. Dieß konnte mir nicht ganz gleichgültig seyn, wenn auch meine Frau u ihre Verwandte sich nicht darum bekümmern.

Ich schreibe dießmal nur in Eile leben Sie tausendmal wohl liebste Eltern. Gott schenke meiner guten Mutter und Ihnen allen Gesundheit u. erhalte mir Ihre elterliche Liebe. Herzliche Grüße meinen lieben Schwestern.

Ihr
Ewig gehorsamer Sohn
Fritz.