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Schiller an Wilhelm Reinwald, 24. April 1783

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Bauerbach am 24. April [Donnerstag] 83.

Weg mit Ihrem ohrenbläserischen Dämon mein Lieber. Solche Gäste bewirth ich nicht. Der Grund, warum wir uns schon so lange vermißten, ist in Warheit kein anderer, als meine Eilfertigkeit in der L. Millerin. Ich hätte sie endlich gerne aus dem Kopf, um mich gänzlich in meinem Karlos versenken zu können, Herrn v. Dalberg, der mich preßiert, zu befriedigen, und zugleich Ihnen solche kommunizieren zu können. In ohngefähr 8 Tagen wird sie großentheils fertig seyn, dann hätte ich eine Bitte an Sie, Freund, und den Hofprediger, welche ist, daß Sie mir einen Tag schenken und zu mir hieherkommen. Ich mus die Minuten zälen um fertig zu werden, sonst würd ich Sie der Mühe überheben – Dißmal geben Sie also mir nach, ein andermal ist die Reihe an mir. Wir eßen in Bauerb. zu Mittag, – ich traktiere Sie mit Hünern, und daß Sie Sich verwundern sollen.

Also ich rechne darauf; in höchstens 8 Tagen seh ich Sie beide hier. Meine L. Millerin wird dann fertig seyn, und Sie lesen Sie uns vor. Der Mann eilt. Nächstens mehr von Ihrem treuen

Ritter.

pp. Meine Louise Millerin hab ich sehr verändert. Das ist etwas verhaßtes schon gemachte Sachen zernichten zu müßen.