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Schiller an Wilhelm v. Wolzogen, 27. Juni 1797

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Jena, 27. Juni [Dienstag] 1797.

Ob ich gleich gegen Deine Gründe noch manches zu erinnern hätte, so will ich, da Du die Sache verstehst, und ich nicht, den Schein des Eigensinns nicht haben und den Bau für dieses Jahr eingestellt seyn lassen; auf die Gefahr, daß er mir nächstes Jahr um ein ansehnliches höher zu stehen kommen wird. Die Unruhe des Baues in diesem meinem ersten Sommerjahr und die Ungewißheit des Trocknens sind Abhaltungsgründe, die sich hören lassen. Das Griesbachische Haus will ich für diesen Winter noch behalten, für die Zukunft wollen wir eine Einrichtung zu machen suchen, die uns auch einige Monate in Weimar zusammen zu leben vergönnt. Nun müssen wir noch mit einander überlegen, ob ein Vorrath von Stämmen, Steinen und Backsteinen nicht noch in diesem Jahr anzuschaffen wäre.

Wegen des Vieilleville habe ich Dich in diesen Tagen nicht drängen wollen. Da mir Cotta das 5te Stück der Horen noch nicht geschickt hat, und zu dem 6ten schon Manuscript für 3 Bogen an ihn abgegangen ist, so hat der Buchdrucker unterdessen noch Arbeit. Morgen hat die Frau Mereau mir einen Aufsatz schicken wollen, kann ich diesen brauchen, so gewinnen wir für den Vieilleville noch auf einige Posttage Frist. Arbeite aber doch frisch daran fort, daß wir einen Theil der Arbeit hinter uns bringen.

Frau von Stein hat sich neulich Tuchproben vom Juden Elkan geben lassen, die für mich sind. Sei so gut und sende ihr inliegende Probe zu, mit der Bitte mir 5 Ellen davon abschneiden zu lassen und durch das Botenmädchen zu senden. Sie machen zusammen 16 Thlr. 6 Gr., welche sie so gut seyn wird einstweilen für mich auszulegen auf Abschlag meiner Rechnung mit ihr.

An Ungern habe ich gestern geschrieben und ihm Hoffnung gemacht, das ganze Manuscript Mitte September zu erhalten, doch zugleich angefragt, ob er nicht noch 6 Wochen länger frist geben könne, weil man nicht für zufällige Abhaltungen stehen könne.

Lebe wohl. Die Frau grüße herzlich, komme recht bald wieder zu uns. Dein

S.