Dresden d. 26. Jänner [Donnerstag] 86.
Ich habe mir schon längst eine Veranlaßung gewünscht, eine Bekanntschaft zwischen E. Hochedelgebohren und mir zu errichten, und benuze die Gelegenheit, die der Überbringer dieses Briefs mir darbietet, sogleich, meinen Wunsch zu erfüllen. Er ersucht mich ihm einige Empfehlungen nach Berlin mitzugeben, und ob ich schon fühle, daß ich selbst noch dergleichen bei Ihnen nötig haben werde, so diene ich ihm wenigstens mit meinem guten Willen. Er ist ein Schauspieler aus Stuttgardt, der durch unverschämte Behandlung der dortigen Direktion genötigt worden ist, sein Glück anders wo aufzusuchen. Ich nehme lebhaften Antheil an seinem Schiksal, und wünschte daß er in Berlin Engagement finden möchte. Da ich Ihre patriotische Kunstliebe kenne und schäze, so nehme ich keinen Anstand, ihn Ihrer gütigen Verwendung und Theilnahme zu empfehlen, und Sie zu ersuchen, sein Gesuch bei H. Döbbelin zu unterstüzen. Er ist fremd und ganz ohne alle Verbindungen in Berlin. Ihre gütige Theilnahme wird für ihn von sehr großem Werthe sein.
Verzeihen Sie mir werthester Herr, diese Dreustigkeit. Ich würde Sie mit meiner Bitte nicht beunruhigt haben, wenn ich nicht hoffte, auch von Ihrer Seite zu Gegendiensten aufgefodert zu werden, worauf ich rechne, und welches mir sehr angenehm seyn soll.
Ich habe die Ehre mit besonderer Achtung mich zu nennen
E. Hochedelgebohren
ganz ergebensten Diener
Fridrich Schiller.