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Schiller an Christian Reinhart, 7. März 1803

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Weimar 7. März [Montag] 1803.

Uhden hat mir Seinen Brief überbracht, lieber Alter, und mir durch seine Berichte von Ihm große Freude gemacht. Wie rührt es mich, daß Er meiner noch gedenkt und mir trotz Zeit und Entfernung Seine Liebe bewahrt hat; auch ich denke Seiner mit herzlicher Liebe und freue mich von jedem, der Rom besucht hat, sein Lob zu hören, denn Er hat Freunde genug, die ihn ehren und lieben. Wenn ich nur wußte, was ich in Rom sollte, ich käme gern einmal dahin. Aber ich bin ein Barbar in allem, was bildende Kunst betrifft, für Poesie ist dort nichts zu finden, und den physischen Zustand will niemand rühmen, der von dorther kommt. Daß ich mich innigst freuen würde, Ihn dort wiederzusehen, wird Er mir gern glauben, aber es ist so gar schwer, sich mit einer Familie in Bewegung zu setzen.

Wir wollen uns also einstweilen im Luftschiff der Phantasie besuchen, und ich will sehen, daß ich ihm zuweilen durch poetische Werke auf Geisterart erscheinen kann. Kommt einmal wieder Gelegenheit, so gebe er doch einem Wanderer ein bemaltes Papier von Sich mit, denn Er soll trefflich malen, höre ich von Jedermann, und möchte gern selbst einmal ein Werk seines Pinsels sehen. Adieu, lieber Alter, ich umarme Ihn mit der herzlichsten Liebe.

Schiller.