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Schiller an den Oberst von Seeger, 11. Juli 1780

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Bericht von den Krankheits-Umständen des Eleven Grammonts

Am 11. Jul. [Dienstag] 1780.

Diesen Vormittag war unser Hypochondrist von der gestrigen Reise noch sehr abgemattet und meistens sehr niedergeschlagen. Dieses leztere läßt sich freilich auch dem Verlust einer heitern und reizenden Gegend, worin Seine Herzogliche Durchlaucht ihn zu versezen die Gnade gehabt, zuschreiben. Er war mismutig zu allem, und außer dem Reuten hatte er zu keiner Lection Lust. Er ließ sich von mir einige Zeit aus den Biographien des Plutarchs vorlesen. Sonst ging er spazieren oder schlief, worauf er immer mit schwermüthigen Gedanken und Kopfschmerzen erwachte.

Den Mittag aß er wenig. Selbst seinen Wein der ihm sonst immer wohl bekam wollte er mir aufdringen. Ich sparte ihm solchen aber bis auf den Abend auf, und beredete ihn, ihn im Garten mit mir zu trinken, wodurch ich ihn etwas munterer zu machen hoffte.

Er geht immer mit dem Gedanken um, wie er keines reinen Vergnügens fähig sey, da ihn selbst diese leztere Lustreise so wenig verändert, ja vielmehr verschlimmert hätte; Er glaubt, ohngeachtet aller Gegen Vorstellungen, daß kein anderer Weeg zu seiner Genesung übrig sey, als die Aufhebung aller seiner Verhältniße mit der Akademie.

Eleve Schiller.