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Schiller an F. Unzelmann, 17. November 1801

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Weimar, den 17 November [Dienstag] 1801.

Wie erfreute mich Ihr Andenken, meine liebenswürdige Freundin! Ich hätte mich, mit allen Ihren hiesigen Verehrern, darein finden müssen, wenn Sie uns und unser schlechtes Dorf und unser Dorftheater in dem großen kunstvollen Berlin vergessen hätten! Desto angenehmer mußte mich das Gegentheil überraschen.

Ja wohl bedaure ich sehr, daß Sie meiner jungfräulichen Heldin Ihre Kunst nicht leihen sollen, sie in die Welt auf eine würdige Art einzuführen. Indessen kommt mir, so lang ich kein Augenzeuge bin, über die Besetzung meines Stücks in Berlin kein Urtheil zu, und die Götter mögen das Stück beschützen.

Hier in Weimar haben Privatverhältnisse noch immer die Aufführung der Jungfrau verhindert, und nichts angenehmeres könnte mir begegnen, als wenn Sie durch Ihre Erschienung in Weimar alle diese Schwierigkeiten mit einemmal heben und das Schiffchen flott machen wollten. Freilich müßten Sie großmüthig sich entschließen, bloß mit Ihrem Ruhm und mit unserer Freude vorlieb zu nehmen, und ich wollte Ihnen, was mich selbst betrifft, darin mit einem ähnlichen Opfer vorangehen, und die Theaterausgabe des Stücks unentgeltlich dazu hergeben. diese Bedingung ist darum nöthig, weil das Stück hier, nach Ihrem Weggehen, nicht mehr gespielt werden kann, da Dame Jagemann, die einzige, der man eine solche Rolle anvertrauen könnte, der Theater-Convenienzen wegen, im Schauspiel keine neue Rolle mehr bekommen kann.

Wenn Sie also dafür halten, daß es sich der Mühe verlohnte, der Kunst und Ihrem Ruhm sowohl als Vergnügen ein solches Opfer zu bringen, so geben Sie mir Nachricht und ich will dann mit Goethe darüber sprechen. Freilich bin ich bei dieser Sache auf zweifache Art interessirt, denn außerdem daß ich die Johanna von Ihnen sehen werde, so werde ich Sie selbst wiedersehen und eine mir so erfreuliche aber zu schnell verschwundene Erscheinung zurückrufen.

Und so leben Sie wohl meine beste liebe Freundin und denken mit einigem Wohlwollen an Ihren aufrichtigen Freund und Verehrer

Schiller.