HomeBriefesonstige BriefeSchiller an Friedrich Hölderlin, 24. August 1799

Schiller an Friedrich Hölderlin, 24. August 1799

Bewertung:
(Stimmen: 0 Durchschnitt: 0)

Jena, den 24. August [Sonnabend] 1799.

Gern, mein werthester Freund! würde ich Ihr Verlangen wegen der Beiträge zu Ihrer Zeitschrift erfüllen, wenn ich nicht so arm an Zeit und so eng an mein gegenwärtiges Geschäft gebunden wäre, daß ich selbst meinen Musenalmanach dieses Jahr ohne Beiträge lassen, oder doch sehr mager damit ausstatten werde und ihn für die Zukunft vielleicht ganz aufgebe, weil ich mich von jedem Geschäfte, das sich mit meiner absoluten Unabhängigkeit nicht verträgt, lossagen muß. Die Erfahrungen, die ich als Herausgeber periodischer Schriften seit 16 Jahren gemacht, da ich nicht weniger als fünf verschiedene Fahrzeuge auf die klippenvollen Meere der Literatur geführt habe, sind so wenig günstig, tröstlich, daß ich Ihnen als ein aufrichtiger Freund nicht rathen kann, ein Aehnliches zu thun. Vielmehr komme ich auf meinen alten Rath zurück, daß Sie sich ruhig und unabhängig auf einen bestimmten Kreis des Wirkens concentriren möchten. Auch selbst in Rücksicht auf das Lukrative, die wir Poeten oft nicht umgehen können, ist der Weg periodischer Werke nur scheinbar vortheilhaft, und bei einem unbedeutenden Anfänger von Verleger ohne einen gewissen Rückhalt von eigenem Vermögen, der ihm verstattet einen kleinen Stoß zu verschmerzen, ist es vollends nicht zu wagen.

Wie sehr wünschte ich, daß ich Ihnen nicht bloß meinen Rath ertheilen, sondern auch die Mittel erleichtern könnte, denselben auszuführen. Wenn Sie mich mit Ihrer jetzigen Lage bekannter machen wollen, so bin ich vielleicht eher im Stande etwas vorzuschlagen, was ihrem Wunsche gemäß ist.

Leben Sie wohl und seyen Sie meiner treuen Ergebenheit versichert.

Der Ihrige

Schiller.