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Schiller an Friedrich Unger, 6. November 1800

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Weimar, 6. Nov. [Donnerstag] 1800.

Ich habe jetzt reiflich meinen Plan entworfen werthester Herr und mache Ihnen wegen unser Calenders aufs nächste Jahr folgende Propositionen:

1, Sie sollen meine jetzige Hauptarbeit, ein großes historisches Trauerspiel, welches nach dem Druck des Wallenstein gerechnet, zwölf Bogen enthalten wird, zu dem Calender bekommen. Da mir für dieses Stück hundert Carolin angeboten worden, so hoffe ich, daß auch Sie mir diese Summe dafür zugestehen werden. Der Wallenstein, davon in 3 Monaten vierthalbtausend Exemplare sich vergriffen haben, läßt hoffen, dass bei der Unternehmung nichts gewagt werden wird.

2, Müßte ich aber, meiner ältern Verhältnisse mit Cotta wegen, darauf bestehen, daß diese Tragödie nur in Calenderformat gedruckt wird, und daß solche in 3 Jahren, von der nächsten Herbst-Messe an gerechnet, in der Sammlung meiner Tragödien wieder erscheinen darf.

3, Um die zu kleine Schrift und die zu große Dicke des Calenders zu vermeiden, wünschte ich, daß Sie den Calender in sehr großem Drucke oder kleinem Octavformat druckten, so daß die fünffüßigen Jamben nicht gebrochen zu werden brauchten, welches ein übles Ansehen giebt. Ich sollte denken, wenn sie die schöne lateinische Schrift, welche Sie zu meinem ersten Musenalmanach 1796 genommen, dazu wählen, so müßten sich alle Forderungen vereinigen lassen. –

4, Wegen der Verzierung und Kupfer erwarte ich noch Ihre Antwort auf meine Vorschläge, die ich neulich gethan.

5, Wünschte ich, daß mir die hundert Carolin Honorar gleich am Anfang des nächsten Jahrs praenumerando könnten ausgezahlt werden, weil ich bis dahin den Ankauf eines Hauses zu beendigen hoffe, und dazu alles baare Geld, das ich einzunehmen habe, bestimmen muß. Es versteht sich, wenn dieses Arrangement Sie incommodiren sollte, so stehe ich gerne davon ab. –

Haben Sie die Güte mir diese Vorschläge bald zu beantworten und wo möglich einen Probebogen mitzuschicken. Lassen Sie zu dem Ende eine Seite aus dem Wallenstein abdrucken und 20 Zeilen auf die Seite rechnen. –

Nach diesem Verhältniß würde der Calender gerade 300 Seiten erhalten.

HE Woltmann bitte ich mich aufs beste zu empfehlen und die Einlage an Prof. Fichte gütigst abgeben zu lassen.

Ihr ganz ergebener

Schiller.