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Schiller an Johann Unger, 29. August 1800

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Weimar, 29. Aug. [Freitag] 1800.

Ich übersende Ihnen hier die versprochene Erzählung, und füge bloß die Bitte hinzu, solche noch einmal sorgfältig durchsehen zu lassen, weil sie von orthographischen Fehlern nicht frey seyn möchte. Mir selbst fehlt es in diesem Augenblick an Zeit zu diesem Geschäfte und ich wollte Sie nicht länger darauf warten lassen.

Es existirt ein chinesischer Roman unter dem Nahmen Hao Kiöh Tschuen oder Haoh Kiöhs angenehme Geschichte, der anno 1766 von Hrn. v. Murr in Nürnberg aus dem Englischen ins Deutsche übersezt worden. Die Uebersezung ist, wie Sie leicht denken können, veraltet und das Buch vergessen. Es hat aber so viel Vortreffliches und ist ein so einziges Produkt in seiner Art, daß es verdient wieder aufzuleben und gewiß eine Zierde Ihres Romanen-Journals werden wird. Wörtlich übersetzt würde es zwar gegen 25 oder 26 Bogen des Rom. Journals betragen; ich getraue mir aber den Geist des Werks auf 15 Bogen zusammen zu drängen und ihm durch diese zweckmäßige Abkürzung ein höheres Interesse zu geben, weil die Erzählung zuweilen gedehnt ist. Ich selbst habe Lust zu dieser Arbeit, davon auch schon der Anfang gemacht ist und wenn Sie das Werk für das Journal der Romane glauben brauchen zu können, so steht es Ihnen zu Diensten. Wenn ich die Mühe, die es mir etwa machen dürfte, überschlage, so glaube ich den gedruckten Bogen um 2 Caroline liefern zu können. Sobald ich von Ihnen Nachricht erhalte, kann der Anfang der Erzählung zum Druck abgeschickt werden und noch vor dem neuen Jahr soll das Ganze in Ihren Händen seyn.

Zu meiner Reise nach Berlin sehe ich leider noch keine Möglichkeit, da nun auch eins meiner Kinder kränkelt und wir nicht wissen, was daraus werden wird. Meine Frau dankt Ihnen und Ihrer Gemahlin aufs verbindlichste für Ihre gütige Einladung und sie hofft, wenn die Reise auch dieses Jahr nicht statt finden könne, desto gewisser im nächsten Jahr dieses Vergnügen zu haben.

Haben Sie die Güte, mir in Ihrem nächsten Briefe Nachricht zu geben, ob Maria Stuart bei dem Berliner Theater angekommen ist, indem ich noch keine Nachricht davon habe. Wenn Sie nichts davon gehört haben sollten, und nur in diesem Falle bitte ich bei Hrn. Iffland anfragen zu lassen; denn der Postschein, den ich mir darüber geben ließ, gilt nur ein Vierteljahr und dieses geht bald zu Ende.

Hochachtungsvoll verharre ich Ew. Wohlgeb. gehorsamster Diener

Schiller.