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Schiller an Louise Brachmann, 28. August 1800

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Weimar, den 28. August [Donnerstag] 1800.

Ich danke Ihnen sehr für die übersendeten Gedichte. Mit dem größten Vergnügen würde ich meinen Almanach damit zieren, wenn ich denselben fortsetzte; aber schon im vorigen Jahre habe ich beschlossen, dieses Institut mit dem alten Jahrhundert zu endigen. Es würde großen Reiz für mich gehabt haben, dasselbe fortzusetzen, wenn es mir immer solche Verbindungen verschaffte, als die Ihrige war; aber leider ist derjenige, welcher jetzt einen poetischen Vereinigungs-Punkt errichtet und die Deutschen Musen zusammen ruft, in Gefahr, der Zudringlichkeit des Mittelmäßigen und Schlechten zu erliegen. Dieses sowohl, als der höhere Reiz dramatischer Arbeiten, die mich jetzt vorzüglich beschäftigen, haben mich veranlaßt, die Herausgabe meines Almanachs ganz aufzugeben.

Indem aber diese literarische Verbindung unter uns aufgehoben ist, so erfüllen Sie bald die angenehme Hoffnung, die mir Ihr Brief giebt, Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen. Weimar wird Ihnen schätzbare Bekanntschaften darbieten, besonders wenn Sie es im Herbst oder Winter besuchen.

Erhalten Sie mir Ihre freundschaftliche Gesinnung und seyn Sie meiner aufrichtigsten Hochachtung versichert.

Schiller.