16. April [Sonnabend] 96.
Es thut mir äuserst leid, daß Sie mit der Art, wie Ihre Uebersetzung der XIVten und XVten Elegie abgedruckt worden, unzufrieden sind. Wie dieses komme, weiß ich in diesem Augenblick selbst nicht. Ich habe Göthen noch nicht darüber gefragt, und von meiner Seite ist weder in diesen noch in den vorhergehenden Elegien ein Wort verändert worden. Die willkührliche Veränderung könnte also von niemand anderm als von G. herrühren, und ich begreife nicht wie es damit zugegangen ist.
Die Empfindlichkeit womit Sie dieselbe aufgenommen würde im höchsten Grade gerecht seyn, wenn die Veränderung von mir oder irgend einem andern, den Sie nicht selbst dazu privilegiert, herrührte; da sie aber von niemand sonst als von G. herkommen kann, dem seine alte Freundschaft und vielleicht auch eine ausdrückliche Vollmacht von ihrer Seite einiges Recht zu diesen Freyheiten geben könnte, so werden Sie es nicht mißbilligen, daß ich ihm von Ihrem Billet an mich, das ihm wehe thun könnte, noch nichts gesagt, und auch nicht eher etwas sagen werde, als biß Sie mir erklärt haben, daß Sie es wünschen.
Was den Wiederruf betrifft, so hängt dieses ganz von Ihnen ab; man kann denselben ja schon so einrichten, daß den Horen dadurch kein Vorwurf erwächst. Doch sprechen wir darüber noch mündlich.
Nach dieser Erklärung hoffe ich, werden Sie keinen Zweifel mehr darüber haben, daß ich Ihre Beyträge zu den Horen nicht zu schätzen wisse, und daß die fernere Fortsetzung derselben, so wie überhaupt Ihr ganzer fernerer Antheil an dem Journal mir von Herzen willkommen sey.
Ich erfahre eben von meiner Frau, daß Sie Sich gestern geäusert, noch kein eigenes Exemplar des III. Horenstückes erhalten zu haben. Göthe muß dieses Vergessen haben, denn schon vor mehreren Tagen gab ich ihm eins für Sie. Sollte es von ihm noch nicht geschehen seyn, so lege ich hier eins bey.
Ich wünsche und hoffe, Sie bald selbst zu sehen und alles mündlich mit Ihnen zu besprechen.
Leben Sie recht wohl.
Schiller.