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Schiller an Karl Reinhold, 29. August 1787

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Weimar d. 29. Aug. [Mittwoch] 87.

Noch einmal recht schönen Dank liebster Freund für die sechs angenehmen Tage, die mir in Jena durch Sie und Ihre liebe Frau bescheert worden sind, und die mir unvergeßlich seyn werden. Noch ist mein Herz bei Ihnen, und es kostet mir Mühe, mich von der schönen Erinnerung, von den frohen Hoffnungen loszureißen, die ich in der künftigen Zeit für mich blühen sehe. Aber glücklich bin ich schon dadurch, daß mein Herz eine Aussicht mehr hat an die es sich heften kann – und auch meine entfernteste Hoffnungen zähle ich gerne zu meinen wirklichen Gütern. Wenn die Harmonie, die wir fühlen, in unsern Seelen wirklich vorhanden ist, so ist unser Verhältniß für die ganze Zukunft bestimmt und kein Schicksal wird es aufhalten können. Verschieden zwar ist der Weg, auf dem wir die Wahrheit, die Glückseligkeit, und lassen Sie mich hinzusetzen – die Unsterblichkeit suchen, aber entgegengesetzt, denke ich, soll er nie seyn und aus der Ferne wenigstens wollen wir uns freundlich zuwinken. So liebster Freund, denke ich von unserm Leben.

Hier schicke ich Ihnen das Blatt beschrieben zurücke. Ihre gute liebe Sophie küssen Sie von meinetwegen und auch die freundliche Karoline. Bald schreibe ich Ihnen wieder und mehr. Ihr

Schiller.