HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 19. April 1787

Schiller an Gottfried Körner, 19. April 1787

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[Tharand d. 19 April Donnerstag 1787].

Eine reizende Landpartie weiß Gott! Da sitz ich drei Tage und kann nicht vors Haus. Schnee und Hagel wirft mir beinahe Thüren und Fenster ein. In diesem erbärmlichen Zustande soll ich mich – nicht nach Dresden zurücksehnen! Es ist eine Aufgabe, die schwer zu beantworten ist; ob ich es schlechter hätte treffen können?

Doch will ich mir einbilden, daß ich für begangene Sünden büße! Immer kanns nicht so bleiben, und der Himmel wird wieder blau werden über Wittelspach.

Gearbeitet habe ich doch. Wie? Darauf kommts nicht an. Mit dem Klinker bin ich fertig und würde ihn gleich mitgeschickt haben, wenn mein Herr Wirth mir nicht angelegen hätte, ihn lesen zu dürfen. Vielleicht macht es ihn menschlich und er schreibt mir einen Thaler weniger an. Schickt mir um Gotteswillen Bücher. Ich habe des Tages ein halb Dutzend fürchterlich leere Stunden, wo ich melancholisch werden müßte, wenn ich sie nicht verlesen könnte. Ich stehe alle Morgen um halb 6, auch 5 Uhr auf, weil ich nicht länger schlafen kann, aber arbeiten kann ich nichts vor 9 Uhr.

Wie gehts euch aber? Seid Ihr zufrieden? Habt ihr gehörige Öffnung. (Daran fehlt mirs erschrecklich.) Ist Huber fleißig? Ist die Minna gesund? Und Koerner? – Arbeitet er noch gern in dem Weinberge der Commerziendeputation?

Meinem beleidigten Dorchen schicke ich diesen Einschluß zur schleunigsten, gewissenhaftesten und pünktlichst-gütigsten Besorgung.

Sie möchte so gütig seyn und anfragen lassen, wann man die Antwort könnte abhohlen lassen, oder ob sie geschickt werden würde. Wenn Arnims noch nicht wieder in Dresden wären, so soll die Minna, oder wer meinen Brief hinträgt, ihn wieder mitnehmen. Aber ich lasse Dorchen recht sehr bitten, die Bothenfrau ja nicht weggehen zu lassen, ohne mir von dorther Antwort mit zu nehmen, wenn man in der Stadt ist.

Nachrichten von Euch allen erwarte ich mit Ungeduld. Laßt mich vergessen, dass ich hier allein und verlassen bin. Ich bin oft bei euch – und aus mehr als Einem Grunde. Glaubt mir das.

Adieu. adieu.

Huber möchte mir neue Contemporains, und was er sonst aufbringen kann, schicken. Wenn Briefe angelangt wären, so gebt sie ja der Bothenfrau mit. Sie kostet mich 6 g.; also muß ich suchen, alle mögliche Parthie von ihr zu ziehen.

Noch einmal adieu.

Schiller.