HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 27. Februar 1792

Schiller an Gottfried Körner, 27. Februar 1792

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Jena, 27. Februar [Montag] 1792.

Wir können also bei Dir logiren, ohne Dich zu geniren. Das ist mir sehr angenehm; denn eine Wohnung außer Deinem Hause, selbst wenn es nebenan wäre, hätte uns die Abende verdorben, weil ich mich der Krämpfe wegen nie in die Abendluft wagen darf. Zwei Leute werde ich freilich mitbringen müssen, weil meine Frau der Jungfer nicht gut entrathen kann. Aber da Du auch zwei besondere Gesindekammern hast, so werden diese beiden schon unterzubringen seyn. Um aber meine Frau zu beruhigen, mußt Du erlauben, daß unsere Leute selbst für ihre Kost sorgen. – Ich denke, es soll eine herrliche Periode für uns werden. Wir haben uns so tausend Dinge mitzutheilen, deren wir uns jetzt selbst nicht bewußt sind. Unsere Vorstellungsart mag sich zwar in machen Stücken verändert haben, darauf rechne ich; aber im Ganzen, denke ich, sind wir nicht auseinandergekommen. Bei Dir erkenne ich noch immer das alte Bedürfniß, den alten Kampf mit Dir selbst, und bei mir haben Lectüre, Umgang und Beschäftigung bloß den Stoff, aber die Art ihn zu formen nicht verändert. Ich bin und bleibe bloß Poet, und als Poet werde ich auch noch sterben.

Hier lege ich drei Briefe von Dir bei, des Beitschen Wechsels wegen. Suche die meinigen dazu auf, so werden wir die Sache vollständig erfahren. Die achtundachtzig Laubthaler, die ich anno 1789 bezahlt, hatte ich rein vergessen, und entdecke mit Vergnügen, daß ich um so viel reicher bin. Von den hundert Thalern aus Riga erinnere ich mich, gar nichts erhalten zu haben; Du hast sie auch, wie Du schreibst, ganz an Beit bezahlt. Es bleiben also noch außer den Interessen für Beit fünfundsechzig Laubthaler übrig, welche Du bezahlt hast; denn dreihundert beträgt die ganze Schuld. Untersuche es aber doch zur Vorsicht noch einmal, damit Du nicht zu kurz kommst. Auch schreibe mir, was Du für die dreihundert Thaler an Interessen bezahlt hast. Das Geld liegt parat, und ich kann Dirs schicken, sobald wir die Summe wissen.

Alle meine Schuldposten, diejenigen ausgenommen, die ich gegen Dich habe, denke ich dieses Jahr völlig abtragen zu können, wenn keine Krankheit dazwischen kommt. Dann bin ich keines Menschen Schuldner mehr als Deiner, und ich kann, ohne mich im Geringsten zu berauben, Deine Casse wieder füllen. Wie glücklich hat sich diese mir so schwere Bürde doch gelöst, und nichts fehlt mir jetzt, als Gesundheit, um der glücklichste Mensch zu seyn.

Von meiner lieben Lotte die herzlichsten Grüße an Euch alle. Sie freut sich auf Dresden nicht weniger als ich, und ich hoffe, ich soll Euch lieb werden. Lebe wohl.

Dein S.