Weimar, 29. Nov. [Montag] 1802.
Hier folgt der Aeschylus1, den ich neulich beizulegen vergaß. Auch sollst Du die noch fehlenden Bände der Memoires vollständig erhalten, sobald ich sie wieder bekomme, denn sie sind theils ausgeliehen, theils verloren gegangen. Die Flora kann ich nicht vollständig senden, denn auch mir sind viele Stücke nicht geschickt worden. Doch stehen noch mehrere Stücke aus, die ich nachsenden werde2.
Du willst nähere Nachricht, wie es mit meinem Adel zugegangen. Was ich davon in Erfahrung brachte (denn an der Quelle selbst konnte ich freilich nicht nachfragen), ist dieses. Der Herzog hatte mir schon seit länger her etwas zugedacht gehabt, was mir angenehm sein könnte. Nun traf es sich zufällig, daß Herder, der in Bayern ein Gut gekauft, was er nach dem Landesgebrauch als Bürgerlicher nicht besitzen konnte, vom Churfürsten von der Pfalz, der sich des Nobilitationsrechtes anmaßt, den Adel geschenkt bekam. Herder wollte seinen pfalzgräflichen Adel hier geltend machen, wurde aber damit abgewiesen und obendrein ausgelacht, weil ihm jedermann diese Kränkung gönnte; denn er hatte sich immer als der größte Demokrat herausgelassen und wollte sich nun in den Adel eindrängen. Bei dieser Gelegenheit hat der Herzog gegen Jemand erklärt, er wolle mir einen Adel verschaffen, der unwidersprechlich sey. Dazu kommt noch, daß sich Kotzebue, den der Hof auch nicht leiden konnte, zudringlicherweise an den Hof eindrang, welches man ihm, da er und seine Frau Ansprüche hatten, nicht verwehren konnte, obgleich man schwer genug daran ging. Dieß mag den Herzog noch mehr bestärkt haben, mich adeln zu lassen. Daß mein Schwager den ersten Posten am Hof bekleidet, mag auch mitgewirkt haben; denn es hatte was Sonderbares, daß von zwei Schwestern die eine einen vorzüglichen Rang am Hofe, die andere gar keinen Zutritt zu demselben hatte, obgleich meine Frau und ich sonst viele Verhältnisse mit dem Hofe hatten. Dieses alles bringt dieser Adelsbrief nun ins Gleiche, weil meine Frau, als eine Adlige von Geburt, dadurch in ihre Rechte, die sie vor unsrer Heirath hatte, restituirt wird; denn sonst würde ihr Mein Adel nichts geholfen haben. Für meine Frau hat die Sache einigen Vortheil, für meine Kinder kann sie ihn mit der Zukunft erhalten, für mich freilich ist nicht viel gewonnen. In einer kleinen Stadt indessen, wie Weimar, ist es immer ein Vortheil, daß man von nichts ausgeschlossen ist, denn das fühlt sich hier doch zuweilen unangenehm, wenn man in einer größern Stadt davon gar nichts gewahr wird3.
Ich kann, da eben die Post geht, nichts mehr hinzusetzen. Lebe recht wohl, herzlich umarmen wir euch alle.
Dein Sch.