HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 3. Oktober 1791

Schiller an Gottfried Körner, 3. Oktober 1791

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Jena den 3. 8br. [Montag] 91.

Meine herzlichsten Glückwünsche zu dem endlich angelangten Stammhalter des Körnerischen Geschlechts, dem ich meinen beßten Segen zurufe. Ich freue mich eurer Freude und bin in diesem Augenblick unter euch, sie mit euch zu theilen. Warum kann ich überhaupt nicht einige Wochen mit euch verleben? Aber meine noch immer so ungewisse Gesundheit machte mir die Ruhe und Ordnung höchst nöthig, die ich diesen ganzen Sommer habe entbehren müssen. Auch meine gute Lotte bedarf ihrer; das Leiden dieses Jahres hat ihren schwachen Körper sehr angegriffen, und jetzt ist es dringend nöthig, daß sie sich abwarte. Diß war auch Ursache, daß wir Erfurt früher verließen, als wirs anfangs im Sinne hatten. Ich habe an diesem Ort im Umgang mit Dalberg viel Vergnügen genossen, und mehr, als ich bei einer so oft unterbrochenen Gesundheit erwarten konnte. Dessen ohngeachtet habe ich mich nach Jena gesehnt, weil ich hier doch zu Hause bin, alle Bequemlichkeit genieße, die bey einem kränklichen Zustand so unentbehrlich ist, und weil ich hier im Umgange mit meinesgleichen und der Auswahl talentvoller jung Leute mich selbst mehr genießen kann. In den letzten Wochen meines Erfurter Aufenthalts habe ich auch wieder angefangen, zu arbeiten, und weil ich glücklicherweise schon dieses Frühjahr über die nächste Periode des 30jährig. Kriegs viel gedacht und gelesen, so ging mir die Arbeit sehr leicht von statten. Ohne mich zu sehr anzustrengen konnte ich, Tags 4 auch 5 Stunden dictiren, und so brachte ich in 14 Tagen 5 gedruckte Calenderbogen zu stande. Göschen schreibt mir, daß Dein Oxenstirn noch nicht fertig sey, und ich fürchte, der kleine Ankömling wird ihn nicht sehr fördern. Hast Du soviel daran gethan, daß es einen lesbaren Aufsatz gibt, so schicke ihn Göschen zu, wie er ist; bist Du aber noch weiter zurück, so incommodire Dich jetzt nicht damit. Göschen erhält 3 Bogen mehr von mir, als er sich Rechnung machte, und er kann sich also zur Noth schon helfen. Laß Dir diese Arbeit die Freude im Hause auch nicht Einen Moment verkümmern. Nur um das einzige bitte ich Dich gib Göschen mit nächster Post entweder Manuscript oder eine ganz abschlägige Antwort. Das Erstere wird Dir etwas leichtes seyn, sobald Du den Aufsatz nicht zu gut machen willst.

Jetzt adieu. Ich muß eilen, diesen Brief noch auf die Post zu bringen. Im nächsten Brief mehr. Funken sage daß er mit Anfang Nov. 50 Thaler vielleicht noch etwas mehr erhalten soll; daß ich ihn aber bitte die Anmerkungen zu dem 5, 6, 7, 8 und 9ten Buch in einig Wochen fertig zu machen, sonst kann ich nichts von Mauke erpreßen. Adieu. Tausend herzliche Grüße an Minna und Dorch.

Ewig Dein S.