HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 3. September 1792

Schiller an Gottfried Körner, 3. September 1792

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Jena, 3. September [Montag] 1792.

Tausend Glückwünsche zu der schönen Veränderung. Ein Theil Deiner Plane kann doch nunmehr in Erfüllung gehen, und der Anfang ist gemacht. Ich bin voll Erwartung, was Du mir Näheres davon schreiben wirst – und dann, was der nächste Einfluß auf Deine Existenz seyn wird.

Ueber den zweiten Artikel Deines Briefes bin ich nicht weniger vergnügt. Ich bin gewiß, daß Du Dich so wirst genommen haben, daß weder auf Dich noch D. ein Schatten fallen kann. Voll Verlangen sehe ich H.’s Antwort entgegen.

Auch ich habe heute die sehr willkommene Nachricht von Hause erhalten, daß meine gute Mutter mit einer meiner Schwestern mich diesen Monat hier besuchen wird. Ihre Ankunft fällt gerade in die Zeit, wo ich meiner lästigen Arbeit endlich los seyn werde. Siebzehn Bogen sind jetzt fertig, und zu fünf oder sechs habe ich ungefähr noch Zeit. Ich sehne mich Dir wieder einmal schreiben zu können. Hast Du die Kritik der Offenbarung etwa gelesen, die vorige Messe erschienen ist? Sie ist nicht von Kant, aber in seinem Geiste geschrieben.

Wenn ich Dir von den hiesigen Unruhen nichts schreibe, so rührt es daher, daß sie gar zu erbärmlich sind, und von beiden Seiten die höchste Mittelmäßigkeit sich dabei kundgethan hat. Uebrigens ist sehr zu fürchten, daß sie der Aufnahme der Akademie merklich schaden werden.

Lebe wohl! In vierzehn Tagen hoffe ich frank und frei zu seyn von der Arbeit, und dann gehts an lauter fröhliche Geschäfte. – Hier was in Deine Bibliothek oder vielmehr in ihre, Deiner Minna. Grüße beide herzlich von uns.

Dein S.

Das erwähnte Buch hat der Buchbinder nicht geliefert. Es folgt über acht Tage nach.