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Don Carlos – 2. Akt, 8. Auftritt

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Prinzessin (hält ihn mit Gewalt zurück).
Was haben Sie? Woher
Dies fremde, unnatürliche Betragen?

(Carlos bleibt stehen und wird nachdenkend. Sie ergreift diesen Augenblick, ihn zu sich auf den Sopha zu ziehen.)

Sie brauchen Ruhe, lieber Carl – Ihr Blut
Ist jetzt in Aufruhr – setzen Sie sich zu mir –
Weg mit den schwarzen Fieberphantasien!
Wenn Sie sich selber offenherzig fragen,
Weiß dieser Kopf, was dieses Herz beschwert?
Und wenn er’s nun auch wüßte – sollte denn
Von allen Rittern dieses Hofs nicht einer,
Von allen Damen keine – Sie zu heilen,
Sie zu verstehen, wollt‘ ich sagen – keine
Von allen würdig sein?

Carlos (flüchtig, gedankenlos).
Vielleicht die Fürstin
Von Eboli –

Prinzessin (freudig, rasch).
Wahrhaftig?

Carlos.
Geben Sie
Mir eine Bittschrift – ein Empfehlungsschreiben
An meinen Vater. Geben Sie! Man spricht,
Sie gelten viel.

Prinzessin.
Wer spricht das? (Ha, so war es
Der Argwohn, der dich stumm gemacht!)

Carlos.
Wahrscheinlich
Ist die Geschichte schon herum. Ich habe
Den schnellen Einfall, nach Brabant zu gehn,
Um – bloß um meine Sporen zu verdienen.
Das will mein Vater nicht. – Der gute Vater
Besorgt, wenn ich Armeen commandierte –
Mein Singen könne drunter leiden.

Prinzessin.
Carlos,
Sie spielen falsch. Gestehen Sie, Sie wollen
In dieser Schlangenwindung mir entgehn.
Hieher gesehen, Heuchler! Aug‘ in Auge!
Wer nur von Ritterthaten träumt – wird Der,
Gestehen Sie – wird Der auch wohl so tief
Herab sich lassen, Bänder, die den Damen
Entfallen sind, begierig wegzustehlen
Und – Sie verzeihn –

(Indem sie mit einer leichten Fingerbewegung seine Hemdkrause wegschnellt und eine Bandschleife, die da verborgen war, wegnimmt.)

so kostbar zu verwahren?

Carlos (mit Befremdung zurücktretend).
Prinzessin – Nein, das geht zu weit. – Ich bin
Verrrathen. Sie betrügt man nicht. – Sie sind
Mit Geistern, mit Dämonen einverstanden.

Prinzessin.
Darüber scheinen Sie erstaunt? Darüber?
Was soll die Wette gelten, Prinz, ich rufe
Geschichten in Ihr Herz zurück, Geschichten –
Versuchen Sie es, fragen Sie mich aus.
Wenn selbst der Laube Gaukelei’n, ein Laut,
Verstümmelt in die Luft gehaucht, ein Lächeln,
Von schnellem Ernste wieder ausgelöscht,
Wenn selber schon Erscheinungen, Geberden,
Wieder Ihre Seele ferne war, mir nicht
Entgangen sind, urtheilen Sie, ob ich
Verstand, wo Sie verstanden werden wollten?

Carlos.
Nun, das ist wahrlich viel gewagt. – Die Wette
Soll gelten, Fürstin. Sie versprechen mir
Entdeckungen in meinem eignen Herzen,
Um die ich selber nie gewußt.

Prinzessin (etwas empfindlich und ernsthaft).
Nie, Prinz?
Besinnen Sie sich besser. Sehn Sie um sich.
Dies Cabinet ist keines von den Zimmern
Der Königin, wo man das Bischen Maske
Noch allenfalls zu loben fand. – Sie stutzen?
Sie werden plötzlich lauter Gluth? – O freilich,
Wer sollte wohl so scharfklug, so vermessen,
So müßig sein, den Carlos zu belauschen,
Wenn Carlos unbelauscht sich glaubt? – Wer sah’s,
Wie er beim letzten Hofball seine Dame,
Die Königin, im Tanze stehen ließ
Und mit Gewalt ins nächste Paar sich drängte,
Statt seiner königlichen Tänzerin
Der Fürstin Eboli die Hand zu reichen?
Ein Irrthum, Prinz, den der Monarch sogar,
Der eben jetzt erschienen war, bemerkte!

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