Carlos.
Endlich fielen Sie? Sie fielen?
Nein, nein! um Gottes willen, nein!
Prinzessin (stolz und edel).
Durch wen?
Armselige Vernünftelei! Wie schwach
Von diesen starken Geistern! Weibergunst,
Der Liebe Glück der Waare gleich zu achten,
Worauf geboten werden kann! Sie ist
Das Einzige auf diesem Rund der Erde,
Was keinen Käufer leidet, als sich selbst.
Die Liebe ist der Liebe Preis. Sie ist
Der unschätzbare Diamant, den ich
Verschenken oder, ewig ungenossen,
Verscharren muß – dem großen Kaufmann gleich,
Der, ungerührt von des Rialto Gold
Und Königen zum Schimpfe, seine Perle
Dem reichen Meere wiedergab, zu stolz,
Sie unter ihrem Werthe loszuschlagen.
Carlos.
(Beim wunderbaren Gott – das Weib ist schön!)
Prinzessin.
Man nenn‘ es Grille – Eitelkeit: gleichviel.
Ich theile meine Freuden nicht. Dem Mann,
Dem Einzigen, den ich mir auserlesen,
Geb‘ ich für Alles Alles hin. Ich schenke
Nur einmal, aber ewig. Einen nur
Wird meine Liebe glücklich machen – Einen –
Doch diesen Einzigen zum Gott. Der Seelen
Entzückender Zusammenklang – ein Kuß –
Der Schäferstunde schwelgerische Freuden –
Der Schönheit hohe, himmlische Magie
Sind eines Strahles schwesterliche Farben,
Sind einer Blume Blätter nur. Ich sollte,
Ich Rasende! ein abgerißnes Blatt
Aus dieser Blume schönem Kelch verschenken?
Ich selbst des Weibes hohe Majestät,
Der Gottheit großes Meisterstück, verstümmeln,
Den Abend eines Prassers zu versüßen?
Carlos.
(Unglaublich! Wie? ein solches Mädchen hatte
Madrid, und ich – und ich erfahr‘ es heute
Zum ersten Mal?)
Prinzessin.
Längst hätt‘ ich diesen Hof
Verlassen, diese Welt verlassen, hätte
In heil’gen Mauern mich begraben; doch
Ein einzig Band ist noch zurück, ein Band,
Das mich an diese Welt allmächtig bindet.
Ach, ein Phantom vielleicht! doch mir so werth!
Ich liebe und bin – nicht geliebt.
Carlos (voll Feuer auf sie zugehend).
Sie sind’s!
So wahr ein Gott im Himmel wohnt, ich schwör‘ es.
Sie sind’s, und unaussprechlich.
Prinzessin.
Sie? Sie schwören’s?
Ich, das war meines Engels Stimme! Ja,
Wenn freilich Sie es schwören, Carl, dann glaub‘ ich’s,
Dann bin ich’s.
Carlos (der sie voll Zärtlichkeit in die Arme schließt)
Süßes, seelenvolles Mädchen!
Anbetungswürdiges Geschöpf! – Ich stehe
Ganz Ohr – ganz Auge – ganz Entzücken – ganz
Bewunderung. – Wer hätte dich gesehn,
Wer unter diesem Himmel dich gesehn
Und rühmte sich – er habe nie geliebt? –
Doch hier an König Philipps Hof? Was hier?
Was, schöner Engel, willst du hier? bei Pfaffen
Und Pfaffenzucht? Das ist kein Himmelsstrich
Für solche Blumen. – Möchten sie sie brechen?
Sie möchten – o, ich glaub‘ es gern. – Doch nein!
So wahr ich Leben athme, nein! – Ich schlinge
Den Arm um dich, auch meinen Armen trag‘ ich
Durch eine teufelvolle Hölle dich!
Ja – laß mich deinen Engel sein. –