HomeText: Verschwörung des Fiesco4. AktDie Verschwörung des Fiesco zu Genua – 4. Akt, 14. Auftritt

Die Verschwörung des Fiesco zu Genua – 4. Akt, 14. Auftritt

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LEONORE. Und doch ist das Gemälde nicht fertig. Ich würde sagen, opfre die Liebe der Größe, opfre die Ruhe – wenn nur Fiesco noch bleibt – Gott! das ist Radstoß! – Selten stiegen Engel auf den Thron, seltner herunter. Wer keinen Menschen zu fürchten braucht, wird er sich eines Menschen erbarmen? Wer an jeden Wunsch einen Donnerkeil heften kann, wird er für nötig finden, ihm ein sanftes Wörtchen zum Geleite zu geben? Sie hält inne, dann tritt sie bescheiden zu ihm und faßt seine Hand; mit feinster Bitterkeit. Fürsten, Fiesco? diese mißratenen Projekte der wollenden und nicht könnenden Natur – sitzen so gern zwischen Menschheit und Gottheit nieder; heillose Geschöpfe. Schlechtere Schöpfer.

FIESCO stürzt sich beunruhigt durchs Zimmer. Leonore, hör auf! Die Brücke ist hinter mir abgehoben –

LEONORE blickt ihn schmachtend an. Und warum, mein Gemahl? Nur Taten sind nicht mehr zu tilgen. Schmelzend zärtlich und etwas schelmisch. Ich hörte dich wohl einst schwören, meine Schönheit habe alle deine Entwürfe gestürzt – du hast falsch geschworen, du Heuchler, oder sie hat frühzeitig abgeblüht – Frage dein Herz, wer ist schuldig? Feuriger, indem sie ihn mit beiden Armen umfaßt. Komm zurücke! Ermanne dich! Entsage! Die Liebe soll dich entschädigen. Kann mein Herz deinen ungeheuren Hunger nicht stillen – o Fiesco, das Diadem wird noch ärmer sein – Schmeichelnd. Komm! Ich will alle deine Wünsche auswendig lernen, will alle Zauber der Natur in einen Kuß der Liebe zusammenschmelzen, den erhabenen Flüchtling ewig in diesen himmlischen Banden zu halten – dein Herz ist unendlich – auch die Liebe ist es, Fiesco. Schmelzend. Ein armes Geschöpf glücklich zu machen – ein Geschöpf, das seinen Himmel an deinem Busen lebt – Sollte das eine Lücke in deinem Herzen lassen?

FIESCO durch und durch erschüttert. Leonore, was hast du gemacht? Er fällt ihr kraftlos um den Hals. Ich werde keinem Genueser mehr unter die Augen treten –

LEONORE freudig rasch. Laß uns fliehen, Fiesco – laß in den Staub uns werfen all diese prahlende Nichts, laß in romantischen Fluren ganz der Liebe uns leben. Sie drückt ihn an ihr Herz, mit schöner Entzückung. Unsre Seelen, klar wie über uns das heitere Blau des Himmels, nehmen dann den schwarzen Hauch des Grams nicht mehr an – Unser Leben rinnt dann melodisch wie die flötende Quelle zum Schöpfer – Man hört den Kanonenschuß. Fiesco springt los. Alle Verschworene treten in den Saal.

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