Weimar den 22. Juni [Sonntag] 1800.
Ich übersende Ihnen hier die Maria Stuart, so wie sie auf unserm Theater vor acht Tagen gespielt worden ist. Möchte sie die gute Meinung verdienen, die Sie schon zum Voraus davon zu haben scheinen, und wovon Sie mir in Ihrem Briefe einen so entscheidenden Beweis gegeben.
Auf hiesigem Theater hat sie die Wirkung gemacht, wie ich sie wünschte. Sollte man auf dem Berliner Theater nicht so weit gehen dürfen, als ich in der sechsten Scene des fünften Akts gegangen bin, und hier in Weimar gehen durfte, so ist mit einigen Strichen geholfen, die ich Ihnen ganz überlasse.
Es würde mir große Freude machen, zu hören, daß Mad. Fleck die Maria und Mad. Unzelman die Elisabeth gespielt. Burleigh wünschte ich in keinen andern Händen als den Ihrigen zu sehen, wenn Sie nicht etwa mehr Neigung zu Shrewsbury haben.
Noch bitte ich zu verhindern, daß das Stück durch große Zwischenakte nicht verlängert werde. Hier hat es 3 und ¼ Stunde lang gespielt, aber wenn sich Elisabeth zwischen dem zweiten und dritten Akt ganz umkleiden wollte, so würde das Stück um 20 Minuten unnöthig verlängert. Mein Wunsch ist, daß sie bloß Mantel und Kopfputz ändere. Im fünften Akt ist alles, was zur Maria kommt, in Trauerkleidern. Burleigh und Shrewsbury sind durch das ganze Stück schwarz gekleidet.
Haben Sie die Güte mir nur mit ein paar Worten den richtigen Empfang des Manuskripts zu melden.
Mit aufrichtiger Freundschaft
Der Ihrige
Schiller.
P. S. Weil mir alles daran liegt, daß Elisabeth in diesem Stück noch eine junge Frau sey, welche Ansprüche machen darf, so muß sie von einer Schauspielerin, welche Liebhaberinnen zu spielen pflegt, dargestellt werden. Hier habe ich sie der Jagemann gegeben, die sie recht gut darstellte. Maria ist in dem Stück etwa 25 und Elisabeth höchstens Jahr alt.
Daß die Rolle Melvils, so klein sie ist, in sehr guten Händen seyn muß, werden Sie selbst finden. Ja, ich würde Sie selbst bitten, solche zu übernehmen, wenn sich kein anderer Schauspieler mit der gehörigen Würde dazu fände.