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Schiller an August Iffland, 23. Januar 1804

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Weimar den 23. Januar [Montag] 1804.

Um Ihnen meine Bereitwilligkeit zu zeigen, theurer Freund, sende ich einstweilen den ersten Akt des Tell, der ein starkes Viertel des ganzen Stücks beträgt. Auch von dem zweiten lege ich das Hauptsächlichste bei; die kleine Scene, welche noch aus dem Zusammenhang heraus fehlt, führt den Geßler auf, wie er den Hut aufzupflanzen befiehlt. Von den drei folgenden Akten ist das meiste fertig und folgt in vierzehn Tagen; das ganze Stück soll, wie ich hoffe, zum Ende Februars in Ihren Händen seyn.

Von einer Vorstellung des Tell in Weimar an dem Herzoglichen Geburtstag konnte nie die Rede seyn, selbst wenn ich fertig geworden wäre. Für Berlin und Sie war das Stück zunächst bestimmt, und soll auch dort zuerst auf die Bühne treten.

Weil ich nicht genau weiß, ob das Stück nicht zu lang wird, so habe ich in dem Manuscript das Sie erhalten, dasjenige in Klammern gesezt, was der Kürze könnte aufgeopfert werden. Trotz aller Abkürzung wird das Stück aber doch so lang als die Jungfrau von Orleans spielen.

Sie ersehen schon aus dem heutigen Transport, daß Stauffacher, Melchthal und Attinghausen sehr wichtige Rollen sind. Der Tell wird in den folgenden Akten sehr thätig, aber auch Rudenz erhält ein grosses dramatisches Interesse im Verfolge des Stücks, ich habe bei dieser Rolle an Bethmann gedacht. Sie selbst werden, hoffe ich, nur zwischen dem Tell und Stauffacher wählen.

Und nun empfehle ich Ihnen das Stück und seinen Verfasser – Möge diese erste Probe Ihren Wünschen entsprechen

Ganz der Ihrige

Schiller.