HomeBriefeAn Charlotte v. LengefeldSchiller an Charlotte Schiller, 4. Juli 1800

Schiller an Charlotte Schiller, 4. Juli 1800

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Weimar 4. Jul. [Freitag] 1800.

Es freute mich von Dir zu hören und zu erfahren, daß Dirs mit dem Herrn En wohl geht. Dem Karl fehlt es hier nicht an Zerstreuung, er ist vor einigen Tagen in den Ombres Chinoises gewesen, und wurde auch vorgestern zum Prinzen invitiert; Carlinchen bessert sich auch, es ist immer freundlich wenn man mit ihm spricht und wie Christine sagt so schläft es jezt auch beßer. Mir selbst ist es bißher auch ganz wohl gegangen, und der Plan zu meiner neuen Tragödie ist bald fertig.

Schrödern habe ich nicht gesehen, er ist ganz in Böttichers Klauen und scheint sich um nichts als Freimäurerische Dinge zu bekümmern. Uebrigens ist er der Beschreibung nach ein eingebildeter Flegel, und ein lederner geistloser Patron. In Tiefurt hat er seltsame Propos von sich gestellt und die Zeiten Gottscheds besonders gerühmt.

Kirms hat mir noch kein Geld geschickt und ich bin mit meinen Finanzen sehr auf der Neige. Von Berlin und Leipzig kann ich vor 3 oder 4 Wochen nichts erwarten, weil da alles langsamer geht. Könntest Du etwas mitbringen, so wärs recht gut, es brauchte nicht länger als auf einen Monat zu seyn, und wenn Kirms oder Ifland bald zahlt, so könnte es vielleicht schon in ein paar Tagen zurückgezahlt werden.

Der Chere Mere und Gleichens sage recht viel schönes von mir. Ich hätte großes Verlangen sie wieder zu sehen.

Lebe recht wohl liebes Herz, ich sehne mich nach Deiner Zurückkunft. Die Frau läßt vielmals grüßen und Herr Ka auch, der für die Schreibtafel recht schön dankt.

Sch.

Der Wallenstein kostet 2 Rthlr.