HomeBriefeAn Caroline von BeulwitzSchiller an Lotte v. Lengefeld und Caroline v. Beulwitz, 10. November 1788

Schiller an Lotte v. Lengefeld und Caroline v. Beulwitz, 10. November 1788

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[Rudolstadt, 11. Nov. Dienstag 1788.]

Sie mischen mir da Süßes und Bittres so durcheinander, daß ich nicht sagen kann, ob mehr dieses neue Zeichen Ihrer Freundschaft und diß Pfand Ihres Andenkens mich rührt, als die deutliche Vorstellung unsrer Trennung mich niederschlägt. Biß jezt hatte ich vermieden, einen Tag zu bestimmen, ob es gleich bei mir entschieden war, daß es diese Woche seyn müßte. Aber der Zufall kommt mir zu Hilfe, und mir selbst erleichtert es diese Trennung, wenn ich Sie auch anderswo weiß. Reisen Sie also morgen mit Ihrem Oncle.

Wir haben einander nichts mehr anzuempfehlen, das nicht, wie ich gewiß hoffe, schon richtig und entschieden ist. Ihr Andenken ist mir theuer und theurer gewiß, als ich Ihnen mit Worten gestanden habe, weil ich über Empfindungen nicht viel Worte liebe. Auch das meinige, weiß ich, wird Ihnen werth seyn. Leben Sie recht wohl! leben Sie glücklich!

Für Ihr schönes Geschenk dank ich Ihnen sehr. Sie haben aus meiner Seele gestohlen, was mich freut. Sie haben mir den Rudolfstädter Sommer in dieser Vase mitgegeben. Adieu. Adieu. Hindern die Zurüstungen zu Ihrer morgenden Reise Sie nicht, so würde ich heute einen Spaziergang vorschlagen – doch nein. Es würde mir ein trauriger Spaziergang seyn und beßer, wir haben uns gestern für einige Monate zum letztenmal gesehen.

Werden Sie mir gerne von Ihnen Nachricht nach Weimar geben und mich dem Gang Ihrer Seelen auch abwesend folgen lassen? Mit dem meinigen, hoffe ich, sollen Sie immer bekannt bleiben. Haben Sie mir etwas nach Weimar aufzutragen?

adieu. adieu. Noch einmal Dank, tausend Dank für die vielen, vielen Freuden, die Ihre Freundschaft mir hier gewährt hat. Sie haben viel zu meiner Glückseligkeit gethan und immer werde ich das Schicksal segnen, das mich hieher geführt hat.

Ewig Ihr

Schiller.