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Schiller an Friedrich Cotta, 12. Oktober 1799

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Jena 12. 8br. 99. [Sonnabend.]

Wundern Sie sich nicht werthester Freund, daß ich das Paquet für Bell, welches ich nach Ihrer Anweisung unmittelbar an Lüdger sollte gelangen lassen, Ihnen zusende. Hr. Lüdger hat vor einiger Zeit an mich geschrieben, daß er das erste Paquet zurückbehalten, und mir Anträge gethan, meinen Contract mit Bell aufzuheben und einen andern mit ihm selbst einzugehen, weil er auf Bell böse geworden, der ihm ein kränkendes Mistrauen bezeugt. Weil ich aber bei meinem einmal gegebenen Worte bleiben wollte, so schrieb ich ihm, das Paquet unverzüglich an Bell abzuschicken, hielt aber fürs sicherste, ihm das übrige Manuscript nicht anzuvertrauen, da er aus Bosheit gegen Bell es leicht zu lang könnte liegen lassen. Haben Sie nun die Güte, es aufs schleunigste zu befördern, und mit einem Briefe zu begleiten.

Mein neues Stück die Maria Stuart von Schottland ist schon sehr weit gediehen, und ich lebe schon wieder in 2 neuen Planen, die nächstes Jahr noch sollen ausgeführt werden. Alles ist jetzt meinen theatralischen Beschäftigungen günstig, denn ich werde ins künftige die Wintermonate förmlich in Weimar wohnen mit meiner ganzen Familie, der Herzog hat mir, um es zu befördern, 200 Rthlr. Zulage gegeben. Die Nähe des Theaters wird begeisternd auf mich wirken und meine Phantasie lebhaft anregen. Auch kann ich auf diese Art mehr mit Göthen zusammen seyn.

Meine Familie ist gestern auch mit einem neuen Bürger vermehrt worden, meine Frau hat mir eine Tochter geschenkt. Kind und Mutter befinden sich recht wohl, letztere läßt Ihnen aufs schönste für den Damen-Calender danken und sich Ihnen und Madame Cotta beßtens empfehlen.

Der MusenAlmanach wird heut oder Morgen hoffe ich zum Abschreiben fertig seyn, Gaedike scheint ein sehr gutes Subject zur Besorgung zu seyn, und ich muß seine Geschwindigkeit und Sorgfalt loben. Für den Almanach habe ich glücklicherweise selbst noch etwas bedeutendes thun können, ich wünsche daß Sie mit meinem guten Willen möchten zufrieden seyn. Auch Herder hat unter den Schiffern E, D und F sich dißmal wieder darinn hören lassen, Göthe selbst hat zwar nichts beigesteuert, er hat aber das große Gedicht von Fräulein Imhof, das den Haupttheil des Almanachs ausmacht, zur Redaction übernommen, und einen recht glücklichen Einfluß darauf gehabt. Und so hoffe ich soll dem Almanach auch dieses Jahr der gute Absatz nicht fehlen.

Nun werden Sie doch wohl thun, das Papier zum Wallenstein zu besorgen. Eine Anzahl von 300 Exemplaren auf Velin möchte wohl nöthig seyn, und weil die Velinpapiernen Exemplarien so erstaunlich dick werden, so bin ich gesonnen, das Werk in zwei Theile zu trennen. Im I. Theil a) der Prolog aus dem vorigen Almanach zu Wall. Lager b) Wallensteins Lager 3) die Piccolomini. Im II. Theil a) Eine Abhandlung über die Wallensteinischen Schauspiele b) Wallenstein selbst c) Historische Anmerkungen. So entstehen zwey mäßige Bände jeder zu 14 Bogen etwa, wozu man, wenn es Ihnen gefällt, zwey Kupfer könnte stechen lassen.

Ich frage nun noch bei Ihnen an, ob ich Ihnen die 6 Erzählungen für die Flora, wovon ich bei Ihrem Hierseyn sprach zusenden soll und ob Sie auf solche abschläglicher Weise gleich etwas bezahlen wollen, den Bogen 1 Carolin gerechnet, denn jetzt muß ich sie weggeben, um sie zu Gelde zu machen an Sie oder an Unger, denn der Uebersetzer hat bißher aus meinem Beutel gelebt.

Wenn Bell bald bezahlen wollte, wäre mirs sehr lieb, oder wenn Sie, ohne Sich zu beschweren, mir etwas darauf bezahlen könnten, denn meine neue Einrichtung in Weimar kostet mir viel und ich kann die Maria erst im Januar auf die Theater bringen. Haben Sie die Güte, mir darüber bald eine Auskunft zu geben.

Auch schreiben Sie mir doch beiläufig, ob es sich mit dem Absatz der Propyläen nicht gebessert hat, da das vierte Stück einen so vortreflichen Aufsatz von Göthen enthält.

An Herrn Professor Abel bitte ich mich beßtens zu empfehlen. Ich habe seinen Brief erhalten und freue mich sehr seines Andenkens, ich werde ihm nächstens selbst schreiben.

Noch habe ich vergessen, wegen der Kupfer von Wallenstein, die wie Sie schrieben in einem Taschenbuch welches Steinkopf verlegt sich befinden sollen, Ihnen zu schreiben. Von diesen Kupfern weiß ich nichts, wohl aber hat dieser Steinkopf an mich geschrieben und um Beiträge für sein Journal gebeten. Ich habe ihm aber nicht geantwortet.

Leben Sie beßtens wohl. ganz der Ihrige

Schiller.