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Schiller an Friedrich Cotta, 29. Mai 1798

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Jena 29. May [Dienstag] 98.

Ich hoffe und wünsche, werther Freund, daß dieser Brief Sie in dem Kreis der Ihrigen glücklich angelangt finden wird. Noch erinnere ich mich des Tages, den Sie uns hier geschenkt, mit Freuden, und der neue Beweis Ihrer Freundschaft und Liebe für mich und meine Familie, den Sie mir noch auf Ihrer Reise selbst gegeben, hat mich innig gerührt. Ich zweifle keinen Augenblick, daß unser Verhältniß, das anfangs bloß durch ein gemeinschaftliches äußres Interesse veranlaßt wurde, und bei näherer Bekanntschaft eine so schöne und edle Wendung nahm, unzerstörbar bestehen wird. Wir kennen einander nun beide gegenseitig, jeder weiß daß es der eine herzlich und schwäbisch-bider mit dem andern meint und unser Vertrauen ist auf eine wechselseitige Hochschätzung gegründet: die höchste Sicherheit, deren ein menschliches Verhältniß bedarf.

Nun zu einer dringenden Geschäftssache. Göthe schickt Ihnen hier das Schema von dem Werk, das er herausgeben will. Sie ersehen daraus, wie ernstlich und bedeutend die Sache wird, und daß es eine wichtige, auf keinen Fall riskante Unternehmung für Sie werden muß. Eine Art von Zeitschrift, die Göthe herausgiebt, muß einschlagen und muß Ihrem Verlag einen neuen Glanz verschaffen.

Die Früchte meiner Finanznegotiation mit ihm sind diese, daß er für jedes Stück a 11 Bogen sechzig Karolin sich ausbedingt. Der Contract kann von Ihnen auf eine beliebige Anzahl von Stücken gestellt werden, worauf man ihn wieder erneuern oder, wenn das Werk sehr gut geht, zu seinem Vortheile steigern kann. Die Summe wünschte er nach Ablieferung des jedesmaligen Manuscripts zu einem ganzen Stück bezahlt zu bekommen, es ist ihm aber ganz eins, ob in Gold oder Laubthalern. Die Lettern woraus der Haupttext der Horen gedruckt ist, gefielen ihm am besten, 24 Zeilen wünschte er die Seiten stark, aber das Format so groß wie das der Horen. Alles übrige werden Sie in seinem eigenen Schema finden. Das Werk wird wahrscheinlich den Titel:

Der Künstler

erhalten, und schon dadurch einen weiten Kreis um sich ziehen.

Jetzt bitte ich Sie aber, sich schnell zu resolvieren und mir bald möglichst Nachricht zu geben (in einem ostensibeln Briefe) ob Sie die Vorschläge eingehen wollen. Göthe ist lebhaft für die Sache interessiert und wünscht bald zu wissen wie er daran ist.

Das letzte Horenstück habe ich noch nicht erhalten. Wäre es noch nicht auf die Post gegeben, so bitte ich es baldigst zu thun. Meine Frau begrüßt Sie und Madame Cotta freundschaftlichst, wie auch ich. Ihr treuer Freund

Schiller.