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Schiller an Henriette v. Wolzogen, 26. Juli 1783

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Frankfurt am Mayn Samstags abends den 23. Juli 1783.

Eben komm ich hier an meine Beste, und da ich befürchte, durch lange Verzögerung und Mangel der Gelegenheit in dieser Stadt viel zu verzehren, so nehm ich kein Bedenken, gleich mit Extrapost abzugehen. Die etliche Thaler, welche ich durch diesen Aufwand mehr daran sezen mus, will ich durch die Verkürzung meines Aufenthalts zu Mannheim wieder hereinbringen, den ich freue mich ungleich mehr auf die Ankunft in B. bei Ihnen, als auf meine Tage zu Mannheim.

Meine Reise ist biß hieher Troz der entsezlichen Hize, die durch den heißen Sand der Chaussee noch verstärkt war, und Troz der bösen Abwechselung von Wein, gutem und schlechtem Bier und dgl. ganz glüklich gewesen. Das nähere davon (nehmlich die Kleinigkeiten, denn wichtiges ist mir nichts begegnet) wird Ihnen der gute Kepp mit dem ich ganz zufrieden bin erzälen.

Da mich gegenwärtig alles bombardiert, der Friseur, der Schwager, und andere Commissionen, so bleibe ich Ihnen meine Empfindungen und was ich sonst noch an Sie zu bestellen habe biß auf meine Ankunft in Mannheim schuldig. Solange werden Sie doch wohl glauben, daß Sie in meinem Herzen trage, wie ich mich selbst in der Hand Gottes getragen wünschte.

Ich bin ganz konfus gemacht. Alle Augenblike werde ich abgerufen, weil ich mit drei Kutschern mich herumzertire, die mich extrapost führen wollen. Ich verspare also alles biß auf meinen nächsten Brief, wo ich hoffentlich ruhiger mit Ihnen mich unterhalten kann. O meine beste liebste Freundin, unter dem erschröklichen Gewühl von Menschen fällt mir unsere Hütte im Garten ein. – Wär ich schon wieder dort!

Die Liebe gute Lotte grüßen Sie mir herzlich und auch die Mine. In ohngefär 6 Tagen haben Sie alle drei wieder Nachricht von mir.

Dem Kepp bezahlen Sie 3 fl., daß er sie dem Wagner überbringe. Von Frankfurt hätte ich Ihnen durch unsern Kepp gern einige Kleinigkeiten geschikt, aber wir kamen erst nach 8 Uhr abends hier an, und bei Nachts ist in einer solchen Stadt wo man fremd ist nichts zu machen. Zudem mus ich mein Geld solange schonen, als ich nichts dazu sezen kann.

Tausendmal adieu meine Theuerste. Ich weis noch nicht, ob ich noch diese Nacht, oder morgen früh 4 Uhr fahre. Es ist kostbar hier zu übernachten, und zudem möchte ich gern morgen in der Comödie zu Mannheim eintreffen, weil ich da eine Überraschung machen kann. Also leben Sie tausendmal wol.

Ewig Ihr S.