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Schiller an Henriette v. Wolzogen, 6. März 1788

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Weimar den 6 März [Donnerstag] 1788.

Warum ich Ihnen, liebste Freundin, auf Ihren vorlezten Brief nicht gleich geantwortet habe, kommt daher, weil ich endlich einmal sicher glaubte, Ihnen Geld mit schicken zu können. Dalberg in Mannheim soll mir für den Carlos schicken; noch ist es aber nicht geschehen, und sobald ich es habe, kommt es gleich an Sie. Wie viel es seyn wird, weiß ich nicht; ich muß mich auf seine Discretion verlassen.

Mit der Einrichtung, die Sie machen wollen, bin ich vollkommen zufrieden. Die 90 fl. sollen auf Michaelis bezahlt seyn, und die 22½ fl. Interessen für 1788 vielleicht vor der Ostermesse. Man ist mir auch da und dort schuldig, aber ich erhalte es so schwer. Alle Messen will ich Ihnen künftig etwas von der Hauptsumme abtragen und ich hoffe, daß ich mit dieser Ostermesse anfangen kann. An mir ligt es nun warlich nicht mehr, wenn ich selbst nur bezahlt werde. In meinem nächsten Brief sollen die 4 Wechsel folgen. Den einen setze ich zu 150 Gulden auf Ostern 1789; den andern zu 150 auf Michaelis 1789; den dritten auf Ostern 1790 zu 150 fl. Den kleinen zu 90 fl. setze ich auf kommende Michaelismesse 1788 an. Diese Wechsel sollen so seyn, dass Sie weil Sie doch zu gut seyn würden mich zu zwingen, dass sie solche an jemand anders abgeben können, der mich zur Bezahlung anhalten kann. Behandeln Sie mich alsdann ganz wie einen Fremden. Ich habe darum die Wechsel theilen wollen, daß mir die Bezahlung nicht so schwer fällt.

So sind Sie von dieser Ostermesse 1788 biß Ostermesse 1790 bezahlt. Die jährlichen Interessen werden von Messe zu Messe von mir abgetragen. Es kommt also nur darauf an, wenn ich Ihnen das erstemal etwas schicken kann, und wie viel. Viel wird es nicht seyn, weil just die jetzige Zeit für mich drückend ist; aber doch etwas weniges gewiß. Wieland ist mir für zwei Aufsätze, die ich in den teutschen Merkur gegeben, einige 30 Rthlr. schuldig. Bezahlt mich dieser, welches jede Woche geschehen kann, so schicke ich Ihnen davon 4 Louisdors. Soviel kann ich davon abgeben; kommt mehr ein, so theil ich es mit Ihnen.

Mit Starken will ich die Bestellung machen und Ihnen nächstens Antwort darüber geben. Allerdings dürfen Sie dieses nicht vernachlässigen und eine zeitige Hilfe rettet Sie von langen übeln Folgen.

Der lieben Lotte wünsch ich Glück; ich hoffe, daß Sie glücklich seyn wird. Schreiben werd ich ihr nächstens und auch den Brief an die Herzogin mitsenden. Zwischen heute und dem 10ten wird es geschehen. Jetzt bin ich zu eilig.

Leben Sie wohl liebste Freundin. Ich hoffe das Beste von der Zukunft. Sie sollen an mir keinen undankbaren Freund finden. Ihr ewig ergebener

Schiller.