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Schiller an Heribert von Dalberg, 16. November 1782

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Oggersheim, d. 16. Nov. [Sonnabend] 1782.

Ich lebe gegenwärtig in der grösesten Erwartung, wie Euer Exzellenz meinen Fiesko befunden, und wie sich überhaupt meine Voraussezungen von dem Stük bestätigt oder nicht bestätigt haben. Da E. E. acht Tage, ohne eine Erklärung, darüber verweilen, vermuthe ich eines Theils, daß die Durcheinanderarbeitung des Stoffs dem kritischen Leser wie dem Verfasser, einige Anstrengung abfodern muß. Es sollte ein ganzes groses Gemählde des würkenden und gestürzten Ehrgeizes werden. – wenn es das wirklich ist, so zweifle ich keineswegs, daß es der Theaterdirection, dem Schauspieler und Zuschauer ein ziemliches zumuthen wird. Sobald ich aber freie Macht bekäme, das Stük noch außerdem nach meinem Sinn herauszugeben, wo ich den Theaterzwek ganz außer Augen sezen dörfte, sobald ich dazu befugt würde, sollte das Stük durch Herausnahme einer einzigen Episode in ein simpleres Theaterstük schmelzen. Wenn E. E. auch izt noch keine Entscheidung über die Theaterfähigkeit desselben geben können, so bitte ich mir indess nur das Urtheil des Dramaturgisten überhaupt aus, welches mir äuserst willkommen seyn wird.

Ich logiere hier im Viehhof unter dem Namen Schmidt, wenn E. E. mich mit einer Antwort beehren wollen, der ich die Gnade habe, mit vorzüglichem Respekt mich zu nennen

E. E. ganz gehorsamsten

Schiller.