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Schiller an Heribert von Dalberg, 3. April 1783

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S. Meinungen d. 3. April [Donnerstag] 83.

Eure Exzellenz verzeihen daß Sie meine Antwort auf Ihre gnädige Zuschrift erst so spät erhalten. Ich war schon mit Weigand zu Leipzig in einem Handel begriffen, den ich nothwendig abwarten mußte eh ich Ihnen etwas entscheidendes schreiben konnte. Nun scheint es aber, daß wir über den Preiß des Stüks nicht akkord werden können, und ich gebe ihm dieses Schauspiel nicht.

Daß Eure Exzellenz mich auch in der Entfernung noch in gnädigem Andenken tragen, kann mir nicht anders als schmeichelhaft seyn. Sie wünschten zu hören wie ich lebe? – Wenn Verbannung der Sorgen, Befriedigung der Lieblingsneigung, und einige Freunde von Geschmak einen Menschen glüklich machen können, so kann ich mich rühmen es zu seyn.

E. E. scheinen, ungeachtet meines kürzlich mißlungenen Versuchs noch einiges Zutrauen zu meiner dramatischen Feder zu haben. Ich wünschte nichts als solches zu verdienen, weil ich mich aber der Gefahr, Ihre Erwartung zu hintergehen, nicht neuerdings aussezen möchte, so nehme ich mir die Freiheit, Ihnen einiges von dem Stüke vorauszusagen.

Außer der Vielfältigkeit der Karaktere und der Verwiklung der Handlung, der vielleicht allzufreien Satyre, und Verspottung einer vornehmen Narren- und Schurkenart hat dieses Trauerspiel auch diesen Mangel, daß komisches mit tragischem, Laune mit Schreken wechselt, und, obschon die Entwiklung tragisch genug ist, doch einige lustige Karaktere und Situationen hervorragen. Wenn diese Fehler, die ich E. E. mit Absicht vorhersage, für die Bühne nichts anstößiges haben so glaube ich daß Sie mit den übrigen zufrieden seyn werden. Fallen sie aber bei der Vorstellung zu sehr auf, so wird alles übrige, wenn es auch noch so vortreflich wäre, für Ihren Entzwek unbrauchbar seyn, und ich werde es beßer zurükbehalten. Dieses überlasse ich nun dem Urtheil E. E. Meine Kritik würde zuviel von meiner Laune und Eigenliebe partizipiren. Gegenwärtig arbeite ich an einem Dom Karlos. Ein Sujet das mir sehr fruchtbar scheint und das ich E. E. zu verdanken habe. Dazwischen will ich an einem Traurerspiel von Prinz Konradin arbeiten.

Ich erwarte den Entschluß E. E. mit Begierde, und habe die Gnade, mit vollkommenstem Respekt zu verharren

E. Exzellenz unterthänigstergebenster

D. Schiller.