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Schiller an Siegfried Crusius, 5. November 1787

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Weimar d. 5 Nov. [Montag] 1787.

Vor einem Augenblick erhalte ich Ihr Schreiben mit 80 Thalern u. s. f. und statte Ihnen für diese gefällige Genauigkeit meinen verbindlichsten Dank ab. Zu gleicher Zeit muß ich die Güte und Geduld, welche Sie schon gegen mich bewiesen haben, noch einmal auf die Probe setzen, doch hoffe ich, eben so sehr zu Ihrem eigenen Vortheil als zu dem meinigen.

Wieland und noch einige meiner hiesigen Freunde liegen mir an, die Niederländische Rebellion als ein eigenes für sich bestehendes Werk, wie z. B. Miller seine Geschichte von der Schweitz, herauszugeben und führen zur Ursache an, weil eine große universalhistorische Begebenheit ausführlich darinn erschöpft ist, und, ich muß zu meiner Rechtfertigung unbescheiden seyn, weil sie glauben, daß es ein ziemlich wichtiges Werk in der Historie seyn werde. Soviel ist übrigens gewiß, daß ich keine Mühe geschont habe und schonen werde, ihm Vollständigkeit und Werth zu geben. Denn ich muß Ihnen mein werthester Herr – welches ich aber unter uns gesagt wünsche – gestehen, daß ich mich durch diese Schrift in dem Neuen Fach der Geschichte, zu dem ich mich angefangen habe zu bestimmen, beim Publikum etwas gut ankündigen möchte. Aus vielen Gründen, die ich mir auf ein andermal vorbehalte, Ihnen mitzutheilen, ligt mir äuserst viel daran, daß dieses Buch auch selbst in der Form sich von Schriften der Mode, die bloß für die neugierige Lesewelt sind, unterscheiden und im Äuserlichen wie im innern, ein mehr solides Ansehen erhalte.

Druck und Format wie Sie es zu der Gesch. der Verschwörungen gewählt haben ist für diese Art Schriften ganz zweckmäßig und gut; aber zu meiner Absicht mit der Niederl. Rebellion nicht ganz so tauglich. Sind Sie geniert, wenn ich Ihnen vorschlage, diese Niederl. Rebellion von dem Buch der Verschwörungen ganz zu trennen, ein neues großes Octav Format nebst größern und etwas weiter auseinander gesetzten Lettres dazu zu wählen, jenes Format aber für die Verschwörungen allein beizubehalten? Ich würde den ersten Theil von diesem zugleich mit dem andern Buch ins Publikum bringen, weil es zu meinem Zwecke dient, daß beiderlei Werke zugleich erscheinen. Noch muß ich Ihnen sagen, daß die Niederl. Rebellion um eine ganze Epoche verlängert also gewiß nicht unter 1 und ½ Alphabeth (groß 8) betragen wird. Gerne will ich den Verlust tragen, den mir ein größeres Format vielleicht zuzieht, wenn statt 26 Zeilen 32 auf die Columne gehen, nur erlaube ich mir die Bedingung, daß unser Contract nur auf 1000 Auflage gelte. Haben Sie also die Güte mir Ihren Willen mit der ersten Post gütigst mitzutheilen nebst einem Muster des neuen Drucks u. Formats, wenn Sie Sich dazu entschließen. Biß dieses dann berichtigt ist, haben Sie soviel Mscrpt, den Druck rasch fortsetzen zu lassen. Biß auf den Januar müßte dann der 1. Theil der Verschwörungen noch ruhen. Ist an meiner Rebellion schon angefangen worden zu setzen, so will ich recht gerne die Unkosten tragen.

Ihr ganz ergebenster

Schiller.