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Schiller an Wilhelm Reinwald, 10. Juli 1783

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Bauerbach am 10. Juny [falsch für Juli Donnerstag] 83.

Eben erhalte ich Ihren lieben Brief, der mir sagt, daß Sie noch immer mein guter mein zärtlicher Freund sind. Aber gewis haben Sie Sich meiner nicht mehr als ich mich Ihrer erinnert, und meine herzliche Wünsche haben Sie begleitet, wie die Wolken- und Feuersäule das Volk Gottes durch Sinai.

Ein Vorfall, den wir beide nicht voraussehen konnten, bringt Sie um meine L. Millerin. Ich gehe in längstens 12 Tagen von hier, um meinen Oncle aus Londen, der sich in Schwaben befindet an der Gränze zu rencontrieren. Dieser Vetter hat den Robertsohn übersezt, und ist durch mehrere Übersetzungen englischer Schriftsteller nicht unrühmlich bekannt. Vielleicht daß er der Canal ist, durch den auch ich in England bekannt werde. Aber eben dieser Umstand erlaubt mir nicht, mich jezt meiner L. M. zu entäusern, weil ich nicht weis, wenn ich gehe, oder wenn Sie kommen, und ich sie nothwendig mitnehmen mus. Beeilen Sie Sich doch ja mein Bester, daß ich Sie noch vor meiner Abreise sehen kann, da ich doch vor 6-7 Wochen schwerlich nach Hause komme. Reisegeld erwart ich täglich von Haus. Möchte doch Ihre Reise recht gut, recht sehr gut für Sie ausschlagen, und den bösen Milz- und Lebergnomen eine glükliche Diversion machen! –

An Neuigkeiten bin ich arm, und das ist jezt Ihre Sache. Wenn wir beide wieder in Ihrem Sofa beieinander sind, wollen wir beiderseitig unsere Bemerkungen auskramen.

Bis dahin – oder darf ich hoffen, noch früher? –

Der Ihrige

Ritter.