Weimar d. 27. März [Freitag] 89.
Wegen des langen langen Ausbleibens beifolgender Bücher und Gelds könnte und sollte ich Dir eine lange Geschichte erzählen, aber ich unterlaße es, weil ich mich unangenehmer Dinge nicht gern erinnern mag. Nur diß einzige sage ich, von Woche zu Woche ward es aufgeschoben, und weil ich immer hoffte, Dir alles zusamen schicken zu können, so schob ich auch immer auf, Dir zu schreiben.
Daß die Veränderung, die mit mir vorgegangen ist mir Geld sowohl als Zeit weggenommen haben werde, wirst Du mir gerne glauben. In 5 Wochen gehe ich nach Jena und in 7 Wochen spätestens werde ich ein Collegium über die Universalhistorie eröfnen.
Hier folgen 18 Rthlr sächsisch für 3 Bogen Verschwörung, nebst einem Exemplar meiner niederländ. Geschichte und 3 andern von der Sammlung der Verschwörungen. Mögen Sie Dich und Deine Frau gesund und zufrieden finden.
Ich könnte Dir auch das VIte Heft der Thalia schicken aber weil das VII und VIII unter der Preße sind, so sollst Du alle 3 zusammen erhalten.
Der Schritt mit der Profeßur wird mir sehr wenig erleichtert. Da es ein extraordinariat, und mit keiner fixen Besoldung noch verbunden ist, so bin ich allein auf die Einnahme von den Collegien reducirt. Diese kann bei der großen Anzahl der Studenten, die gegen 900 anläuft, in einigen Jahren wohl wichtig werden, aber doch nicht in dem ersten Jahre, wo mir das Magisteriat, die Einführung ins Profeßorcollegium und die Kanzleygebühren an die 4 Höfe sehr schwere Unkosten gemacht haben und noch machen, ohne daß ich in dem ersten halben Jahre Hoffnung habe einen Heller einzunehmen. Sicherheit für die Zukunft ist es allein, was mich mit diesem Etablissement aussöhnt.
Uebrigens habe ich in Jena schöne Liaisons, und sehr einfach kann ich auch dort leben.
In einer freyern Stunde schreibe ich Dir mehr. Unsern Aeltern habe ich vorige Woche durch einen guten Freund geschrieben, der sie besuchen wird. Lebe recht wohl und glücklich. Meine liebe Schwester umarme ich herzlich.
Dein treuer Bruder
Fridrich Schiller.