HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 10. Dezember 1801

Schiller an Gottfried Körner, 10. Dezember 1801

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Weimar 10. Dec. [Donnerstag] 1801.

Mein kleiner Ernst hatte in diesen Tagen die Masern, die hier sehr stark grassieren. Er hatte sie zwar äuserst stark, aber gottlob ohne alle schlimme Zufälle, und befindet sich heute, am 10ten Tag, wieder recht wohl. Aber meine Frau und Karl leiden von Katarrhalischen Uebeln; beide haben die Masern schon gehabt. Die Kleine ist bisher noch unangesteckt geblieben und befindet sich sehr wohl; wir erwarten aber jeden Tag, daß sich die Masern bei ihr äusern.

Durch diese Epidemie ist unser MittwochsKränzchen schon seit 4 Wochen ins Stocken gerathen, und also auch nichts poetisches entstanden, das ich Dir schicken könnte. Etwas habe ich angefangen, das Du mir componieren sollst.

An Ochsenheimer habe ich in der Einlage geschrieben, u: ihn gebeten, seine Hieherreise noch zu verschieben, bis einige Stücke hier im Gange sind, darinn ich ihn gerne sähe. Auch muß ich es erst hier vorbereiten, daß er Gastrollen spielen darf, weil es damit immer etwas schwer hält.

Mein Schwager und Schwägerin grüßen euch aufs schönste. Er ist jetzt wirklicher Geheimerath worden und hat, da ihm auch sein Rang als O. Hofmeister die erste Stelle verschafft, große Aussichten in unserm kleinen Reich. Du kannst denken, daß der Neid seiner Collegen sich nicht wenig reget.

Turandot rückt ziemlich vorwärts, obgleich ich viele Unterbrechungen darin erfahren.

Lebe wohl. Wir umarmen euch alle aufs herzlichste.

Dein Sch.