HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 28. Dezember 1801

Schiller an Gottfried Körner, 28. Dezember 1801

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Weimar 28. Xber. [Montag] 1801.

Seit dem ich Dir das letzte mal schrieb, haben sich die Masern erst recht in meinem Hause fest gesetzt, und meine zwey andern Kinder und Lolo sind davon befallen worden, so daß wirklich eine Zeitlang große Noth war. Meine Frau lag etliche Tage ziemlich hart darnieder, weil starke Krämpfe dazu kamen, und der Kopf heftig angegriffen war. Bei den Kindern ging es etwas leichter vorüber, obgleich der Ausschlag bei allen in großer Menge war. Jezt geht es wieder gut, und wir haben bloß noch dafür zu sorgen, daß niemand zu frühe ausgeht, weil leicht Krankheiten nachfolgen, wenn man sich nicht vor Erkältung hütet. Ich selbst habe mich in dieser Zeit erträglich wohl befunden, obgleich in einer miserabeln Situation, an Arbeiten war nicht zu denken. Doch bin ich nun seit gestern mit der Turandot fertig, die Du erhältst, sobald sie copiert ist. Du kannst es vorläufig Rackenitzen wissen lassen, daß ich binnen 8 Tagen eine Abschrift an Opitz schicken werde. Er hat mich schon durch Böttigern darum ersucht.

Auf Deine ferneren Bemerkungen über den Schlegelschen Almanach bin ich begierig; was Du mir davon schriebst ist auch mein Gefühl, obgleich ich gestehen muß, daß ich kein eigentliches Urtheil in der Sache habe, weil ich es schlechterdings nicht von mir erhalten konnte, mehr als einige Gedichte aus diesem Almanach zu lesen. Die Manier dieser Herren, und ihre ganze daraus hervorschimmernde Individualität ist mir so ganz und gar zuwider, daß ich gar nicht dabei verweilen kann.

Lebe recht wohl. Wir umarmen Euch alle aufs herzlichste.

Dein Sch.