HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 6. Januar 1790

Schiller an Gottfried Körner, 6. Januar 1790

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Jena, den 6. Januar [Mittwoch] 90.

Ich schrieb Dir das letztemal, daß ich dem Herzog um eine Pension schreiben wolle. Dieß ist auch sogleich geschehen und in wenigen Tagen entschieden worden. 200 Thlr., wie ich vermuthete. Was ich nicht vermuthete war, daß der Herzog selbst fühlen würde, daß dieß wenig sey. Den Tag, nachdem ich ihm geschrieben gieng ich nach Weimar, aber ganz in der Stille, und ohne jemand anders zu sehen als Lengefelds. Er erfuhrs aber und ließ mich hohlen, sagte mir dass er gern etwas für mich thun möchte, um mir seine Achtung zu zeigen; aber mit gesenkter Stimme u. einem verlegenen Gesicht sagte er, daß 200 Thlr. alles sey, was er könne. Ich sagte ihm, daß dieß alles sey, was ich von ihm haben wolle. Er befragte mich dann um meine Heurath und beträgt sich seitdem er darum weiß überaus artig gegen Lottchen. Wir aßen den Tag darauf bei der Stein zu Mittag; da kam er selbst hin und sagte der Stein, daß er doch das beste zu unsrer Heurath hergebe, das Geld. Er spricht sehr oft davon und man sieht, daß er Antheil daran nimmt. Der Stein sagte er auch Er freute sich sehr wenn er etwas für mich thun könnte, aber er sähe voraus, daß ich es ihm nicht danken werde. Ich würde gewiß bey der nächsten Gelegenheit gehen. Darin könnte ers getroffen haben; aber die Gelegenheit muß wenigstens so vortheilhaft seyn, daß er selbst mich entschuldigt. Der Coadjutor sagte neulich der Stein auch, daß er mich einmal gewiß in Mainz haben würde. –

So stehen jetzt die Sachen. Was m. Pension anbetrifft, so werde ich nicht nöthig haben, sie mir vorschießen zu lassen. Ich kann, was ich an Geld brauche durch meine Memoiren zwingen. Mit Bertuch stehe ich in gar keiner Geldabhängigkeit; im Gegentheil, er hat mir noch die berühmte Frau zu bezahlen. Nun bin ich in Erwartung, ob ich es bey der Mutter durchsetze, daß wir uns noch diesen Winter trauen lassen. Die äuserl. Hindernisse sind gehoben, und meine Aussichten werden auf Ostern nicht besser sein, als jetzt.

Die Post geht sogleich. In meinem nächsten Briefe mehr. Grüße Minna und Dorchen. Lebe wohl.

Dein S.