HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 31. März 1788

Schiller an Gottfried Körner, 31. März 1788

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Weimar, 31. März [Montag] 1788.

Ich schicke mit der heutigen Post den Rest meines Geistersehers an Göschen ab, und kann kaum soviel Zeit gewinnen, Dir, mein Bester, einen herzlichen Gruß zu schicken. Aber ich fühle, daß ich Dir schon drei Posttage nicht geschrieben habe, und dieser heutige soll wenigstens nicht leer abgehen.

Dieser Brief, fürchte ich, trifft Euch nicht in der besten Stimmung. Huber wird Euch kürzlich verlassen haben, und ich denke mir Eure Lage. Eine kleine Reise zur Zerstreuung würde Euch recht gute Dienste thun, und wie wärs, wenn Ihr hierher kämet? Einige recht schöne Tage kann ich Euch hier versprechen, die Ihr nicht überall so finden sollt.

Charlotte erwarte ich in nächster Woche wieder zurück. Sie wird also unfehlbar da seyn, wenn Huber kommt. Ihr Mann kommt auch mit ihr zurück.

Hier wird Goethe jeden Tag aus Italien zurückerwartet; der Herzog hat ihn verlangt und ihm, wie man mir gesagt, eine Prolongation seines Urlaubs verweigert. – Du hast mich neulich gefragt, ob ich beim Herzog gewesen sei? In der That noch nicht, und es ist auch keine Angelegenheit, die es von mir verlangte.

Schon zu Ausgang des vorigen Jahres habe ich mich schuldigermaßen bei ihm melden, dabei aber zugleich einfließen lassen, daß ich nichts bei ihm zu suchen habe (er wird hier so gemißbraucht, daß es schändlich ist). Darauf ließ er mir sagen, daß er mir den Tag bestimmen wolle, welches sich vergessen hat; jezt habe ich es nicht mehr für nöthig erachtet. Ich kann ihn jeden Tag im Stern sprechen, wenns der Zufall fügt, und auf den will ich es ankommen lassen – ich gefalle ihm durch nichts mehr, als wenn ich ihn zu gar nichts brauche.

Sonst ist hier alles beim Alten. Deine Sorge wegen einer Heirath von meiner Seite wirst Du nun wohl los seyn. Gestern habe ich bei Wielands zu Mittag gegessen; seine beiden Schwiegersöhne waren da. Ganz ohne Plan mag Wieland wegen meiner nicht gewesen seyn; ich bin über gewisse Dinge raillirt worden, die mich fast glauben machen, daß er so etwas Aehnliches doch von mir erwartet haben könnte. Weil ich mich nicht gemeldet habe, so schließt er, daß ich dem Heirathen zuwider sei; so ungefähr erkläre ich mir die Beredsamkeit, mit der er mein vermeintes Ideal von Freiheit bekämpft hat. Aber sonst hat es weder ihn, noch die Familie kälter gegen mich gemacht, und es ist wirklich viel, daß wir seit fünf Monaten auf gleichem guten Fuße miteinander zurückgelegt haben. Jetzt bin ich wegen des Mercur in Erwartung; bisher wollte ich von keinem eigentlichen Plane mit ihm reden, weil er meine Genossenschaft beim Mercur erst aus den Folgen beurtheilen soll. Auch muß er sich vorher überzeugt haben, daß ich ihn nicht im Stiche lasse. Ich brauche deswegen noch fünf bis sechs Monate, ehe ich die Sache mit ihm berichtige; in dieser Zeit lasse ich die Thalia fortlaufen. Was ich ihm bereits gegeben, ist mir noch nicht bezahlt; so daß ich glaube, er will mich auch schon jezt nicht pro Bogen bezahlen; aber ich thue es in der Folge nicht anders, als er muß mit mir Moitié machen.

An der niederländischen Rebellion wird scharf in Leipzig gedruckt; wenn eine Anzahl Aushängebogen beisammen ist, sollst Du sie erhalten; im Mercur erscheint nichts mehr davon.

Adieu, Lieber. Tausend Grüße von mir an die Weiberchen. Ein Bischen Trennung muß uns nicht daniederschlagen – desto fröhlicher wird das Wiedersehen seyn. Lebe recht wohl, und laß mich bald von Euch hören.

Dein S.