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Schillers »Maria Stuart« – Erläuternde Inhaltsangabe nach Akten und nach Szenen

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2. Akt

Der zweiter Aufzug, in welchem wir die Kollision oder Verwicklung zu erwarten haben, spielt im Palast zu Westminster, wo es sich für Königin Elisabeth und ihren Staatsrat um die Frage handelt, wie das gefällte Urteil zur Ausführung zu bringen sei.

1. Szene

In einer Einleitungsszene erzählt der Graf von Kent dem Davison von einem Wurffest, von einem Ritterspiel also, in dem wir den letzten Rest der Turniere, die Darstellung des sinkenden Rittertums und den gekünstelten französischen Geschmack erblicken, Spiele, wie sie zu Ende des 16. Jahrhunderts, wo sie nach und nach aufhörten, nur noch hier und da zum Vergnügen erneuert wurden. Es ist ein Fest, das die Herren der französischen Gesandtschaft im englischen Hofe gegeben haben, um die in der folgenden Szene stattfindende Brautwerbung vorzubereiten.

2. Szene

Maria Stuart, 2. Akt, 2. Szene: Königin Elisabeth geht zum Schein eine Verlobung mit einem Franzosen ein, um die Position von Maria Stuart zu schwächen.

Maria Stuart, 2. Akt, 2. Szene: Königin Elisabeth geht zum Schein eine Verlobung mit einem Franzosen ein, um die Position von Maria Stuart zu schwächen.

Durch eine Komödie eingeleitet, ist auch diese Verlobungsszene von der Seite Elisabeths nichts anderes als eine bloße Komödie, wie sie derer mehrere gespielt hat. Ungeachtet davon, dass die wichtigsten Vertragsbedingungen der Verbindung mit dem französischen Herzog von Anjou bereits aufgesetzt sind, spielt sie immer noch die jungfräuliche Königin, die bei der Erteilung ihres Jawortes nur dem Drängen ihres Volkes nachgeben will. Auch zeigen ihre Worte deutlich genug, dass es ihr mit dem Knüpfen des neuen Bandes wenig ernst ist. Frankreich soll vorläufig nur von den für Maria Stuart und den Katholizismus wirkenden Mächten getrennt werden, um der unglücklichen Königin eine ihrer kräftigsten Stützen zu entziehen. Wir merken dies an der Entschiedenheit, mit welcher Elisabeth Aubespines für Worte für die Gefangene zurückweist.

 3. Szene

Maria Stuart, 2. Akt, 3. Szene: Königin Elisabeth berät sich mit ihrem Staatsrat. Die Vollstreckung des Urteils wird zunächst aufgeschoben.

Maria Stuart, 2. Akt, 3. Szene: Königin Elisabeth berät sich mit ihrem Staatsrat. Die Vollstreckung des Urteils wird zunächst aufgeschoben.

In der dritten Szene finden wir Elisabeth mit ihrem Staatsrat beschäftigt, um über die Vollstreckung des Todesurteils zu verhandeln. Burleigh, der vor allen Dingen die konfessionellen Interessen des Staatswohl im Auge hat, dringt auf dieselben, während Talbot, der Vertreter des moralischen Prinzips, auf die Ungerechtigkeiten eines solchen Aktes hinweist und der für Milde und Großmut einsteht. Elisabeth, hierdurch schwankend gemacht, wendet sich nun an Leicester, den geschmeidigen Hofmann, der als ein schlaues Echo seiner Fürstin, einen Mittelweg ausfindig zu machen versucht. Er schlägt vor, die Vollstreckung des Urteils hinauszuschieben, bis sich ein neuer Arm für Maria Stuart bewaffnet. So ist die Möglichkeit vorhanden, das Problem auch ohne Hinrichtung zu lösen. Aber das Gewebe erscheint uns doch zu locker. Wir merken, der Untergang der Stuart wird nur verzögert, aber nicht aufgehalten. Soweit wir Elisabeth kennen, wissen wir: Sie hat ihren Staatsrat nur zum Schein gefragt, sie selbst tut, was ihr beliebt. Läuft die Sache übel ab, kann sie ja die Schuld auf ihre Staatsräte abwälzen. Das ist ihre ganze Strategie.

4. Szene

Maria Stuart, 2. Akt, 4. Szene: Der alte Paulet stellt der Königin seinen Neffen Mortimer vor, der ihr den Brief von Maria Stuart überreicht.

Maria Stuart, 2. Akt, 4. Szene: Der alte Paulet stellt der Königin seinen Neffen Mortimer vor, der ihr den Brief von Maria Stuart überreicht.

Nach dem Ende der Beratung stellt Amias Paulet der Königin seinen Neffen Mortimer vor, bei dem sie sich nach der kaum vollzogenen Verlobung mit einem französischen Prinzen erkundigt, was sie von ihren Feinden in Frankreich zu fürchten habe. Hierauf überreicht Paulet Maria Stuarts Brief, in dem diese um eine Unterredung bittet. Burleigh will dies durchaus verhindert sehen, während Talbot und Leicester anderer Meinung sind. Endlich will Elisabeth allein entscheiden, aber wie?

5. und 6. Szene

Während die anderen abtreten, behält Elisabeth Mortimer zurück und eröffnet ihm, dass ihr Marias Tod willkommen sein würde, dass sie ihre Gegnerin indessen am liebsten heimlich aus dem Wege geräumt sähe. Mortimer macht ihr auf die Erfüllung ihres Wunsches zunächst Hoffnung. In einem Monolog sagt Mortimer aber gleich darauf, dass er die Königin täuschen, Maria aber retten und besitzen wolle.

7. Szene

Hierauf erscheint Paulets und warnt Mortimer. Das ist aber nicht mehr nötig. Wir sehen aber in der Szene die Charakterzeichnung des redlichen Alten. Zudem erhält Mortimer Mitteilung von Leicester, dass Maria Stuart ihm nun uneingeschränkt anvertraut werden soll.

8. Szene

Jetzt stehen Leicester und Mortimer einander gegenüber, zwei Männer, die am Hofe ein doppeltes Gesicht zeigen, der eine mit den Schleichwegen der Hofintrige genau vertraut, der andere im Begriff, dieselben als Neuling zu erlernen. Schnell hat einer den anderen durchschaut. Ihr gegenseitiges Misstrauen ist der erste Schritt zu ihrer Annäherung. Fühlen sie doch, dass sie auf gleichen Pfaden wandeln. Nach einigem Zögern gelangt nun auch Marias zweiter Brief an seine Adresse und bewirkt, dass die beiden Höflinge einander ihr Herz ausschütten. Leicester hat Maria Stuart schon lange geliebt, aber nichts zu ihrer Rettung getan. Mortimers Liebe ist frisch und feurig, seine Rettungspläne dulden keinen Aufschub.

So stehen Vorsicht und Zaghaftigkeit auf der einen und Mut und Entschlossenheit auf der anderen Seite einander gegenüber. Statt der von Maria erstrebten Vereinigung, können sie sich einander nur abstoßen. In Leicester hat sie sich bitter getäuscht und von Mortimers Überstürzung wird sie, da jetzt das Gefühl der Eifersucht seine Leidenschaftlichkeit steigert, eher Schlimmeres als Gutes zu erwarten haben. In der Tat gehen beide höchst unbefriedigt auseinander.

 9. Szene

In solcher Stimmung findet Elisabeth Lord Leicester, der sich aber in jeder Verlegenheit zu helfen weiß. Soeben hat er der Maria Stuart die Schwüre der ewigen Liebe gesandt und unmittelbar darauf ist er von Elisabeths Schönheit entzückt und weiß den ihm drohenden Verlust auf das Schmerzlichste zu beklagen. Und Elisabeth, die vor versammeltem Hofe jungfräulich Verlobte, kann ihn in dem traurigen Gespräch ihrer Gegenliebe versichern.

Diese Gelegenheit muss Leicester benutzen, jetzt kann er die Königin zur Einwilligung in die erbetene Zusammenkunft bringen. Geht ihm Elisabeth auch verloren, bleibt ihm Maria Stuart doch erhalten. Eine Krone wenigstens wird er doch davontragen.

So schwanken wir zwischen Furcht und Hoffnung. Die von Maria Stuart eingeleitete Intrige hat ihre Wirkungen begonnen. Wird Mortimers gefährlicher Plan gelingen, Maria Stuart vor dem Tod zu befreien? Oder wird Elisabeths königliche Nähe ihr Gnade bringen und der Wunsch mit Leicester sich vermählt zu sehen, ihr zuteil werden? Das sind die Fragen, mit denen wir vom zweiten Akt Abschied nehmen.

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