HomeText: Verschwörung des Fiesco1. AktDie Verschwörung des Fiesco zu Genua – 1. Akt, 7. Auftritt

Die Verschwörung des Fiesco zu Genua – 1. Akt, 7. Auftritt

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Die drei schwarze Masken Fiesco.
Pause.

FIESCO. Ich werde hier Gäste gewahr, die die Freuden meines Festes nicht teilen.

MASKEN murmeln verdrießlich durcheinander. Nicht einer.

FIESCO verbindlich. Sollte mein guter Wille einen Genueser mißvergnügt weglassen? Hurtig, Lakaien! man soll den Ball erneuern und die großen Pokale füllen. Ich wollte nicht, daß jemand hier Langeweile hätte. Darf ich Ihre Augen mit Feuerwerken ergötzen? Wollen Sie die Künste meines Harlekins hören? Vielleicht finden Sie bei meinem Frauenzimmer Zerstreuung? Oder wollen wir uns zum Pharao setzen und die Zeit mit Spielen betrügen?

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EINE MASKE. Wir sind gewohnt, sie mit Taten zu bezahlen!

FIESCO. Eine männliche Antwort, und – das ist Verrina!

VERRINA nimmt die Maske ab. Fiesco findet seine Freunde geschwinder in ihren Masken, als sie ihn in der seinigen.

FIESCO. Ich verstehe das nicht. Aber was soll der Trauerflor an deinem Arm? Sollte Verrina jemand begraben haben, und Fiesco nichts darum wissen?

VERRINA. Trauerpost taugt nicht für Fiescos lustige Feste.

FIESCO. Doch, wenn ein Freund ihn auffordert. Drückt seine Hand mit Wärme. Freund meiner Seele! wer ist uns beiden gestorben?

VERRINA. Beiden! Beiden! O allzu wahr! – Aber nicht alle Söhne trauern um ihre Mutter.

FIESCO. Deine Mutter ist lange vermodert.

VERRINA bedeutend. Ich besinne mich, daß Fiesco mich Bruder nannte, weil ich der Sohn seines Vaterlands war.

FIESCO scherzhaft. Ah! ist es das? Also auf einen Spaß war es abgezielt? Trauerkleider um Genua! und es ist wahr, Genua liegt wirklich in letzten Zügen. Der Gedanke ist einzig und neu. Unser Vetter fängt an, ein witziger Kopf zu werden.

CALCAGNO. Er hat es ernsthaft gesagt, Fiesco!

FIESCO. Freilich! Freilich! Das wars eben. So trocken weg und so weinerlich. Der Spaß verliert alles, wenn der Spaßmacher selber lacht. Mit einer wahren Leichenbittersmiene! Hätt ichs je gedacht, daß der finstre Verrina in seinen alten Tagen noch ein so lustiger Vogel würde!

SACCO. Verrina, komm! Er ist nimmermehr unser.

FIESCO. Aber lustig weg, Landsmann. Laß uns aus sehen wie listige Erben, die heulend hinter der Bahre gehen, und desto lauter ins Schnupftuch lachen. Doch dürften wir dafür eine harte Stiefmutter kriegen. Seis drum, wir lassen sie keifen, und schmausen.

VERRINA heftig bewegt. Himmel und Erde! und tun nichts? – Wo bist du hingekommen, Fiesco? Wo soll ich den großen Tyrannenhasser erfragen? Ich weiß eine Zeit, wo du beim Anblick einer Krone Gichter bekommen hättest. – Gesunkener Sohn der Republik! du wirsts verantworten, daß ich keinen Heller um meine Unsterblichkeit gebe, wenn die Zeit auch Geister abnützen kann.

FIESCO. Du bist der ewige Grillenfänger. Mag er Genua in die Tasche stecken und einem Kaper von Tunis verschachern, was kümmerts uns? Wir trinken Zyprier und küssen schöne Mädchen.

VERRINA blickt ihn ernst an. Ist das deine wahre, ernstliche Meinung?

FIESCO. Warum nicht, Freund? Ist es denn eine Wollust, der Fuß des trägen vielbeinigen Tiers Republik zu sein? Dank es dem, der ihm Flügel gibt und die Füße ihrer Ämter entsetzt. Gianettino Doria wird Herzog. Staatsgeschäfte werden uns keine grauen Haare mehr machen.

VERRINA. Fiesco? – Ist das deine wahre, ernstliche Meinung?

FIESCO. Andreas erklärt seinen Neffen zum Sohn und Erben seiner Güter, wer wird der Tor sein, ihm das Erbe seiner Macht abzustreiten?

VERRINA mit äußerstem Unmut. So kommt, Genueser! Er verläßt den Fiesco schnell. Die andern folgen.

FIESCO. Verrina! – Verrina! – Dieser Republikaner ist hart wie Stahl! –