HomeText: Verschwörung des Fiesco1. AktDie Verschwörung des Fiesco zu Genua – 1. Akt, 8. Auftritt

Die Verschwörung des Fiesco zu Genua – 1. Akt, 8. Auftritt

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Fiesco. Eine unbekannte Maske.

MASKE. Haben Sie eine Minute übrig, Lavagna?

FIESCO zuvorkommend. Für Sie eine Stunde!

MASKE. So haben Sie die Gnade, einen Gang mit mir vor die Stadt zu tun.

FIESCO. Es ist funfzig Minuten auf Mitternacht.

MASKE. Sie haben die Gnade, Graf.

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FIESCO. Ich werde anspannen lassen.

MASKE. Das ist nicht nötig. Ich schicke ein Pferd voraus. Mehr braucht es nicht, denn ich hoffe, es soll nur einer zurückkommen.

FIESCO betreten. Und?

MASKE. Man wird Ihnen auf eine gewisse Träne eine blutige Antwort abfodern.

FIESCO. Diese Träne?

MASKE. Einer gewissen Gräfin von Lavagna. Ich kenne diese Dame sehr gut, und will wissen, womit sie verdient hat, das Opfer einer Närrin zu werden?

FIESCO. Itzt verstehe ich Sie. Darf ich den Namen dieses seltsamen Ausfoderers wissen?

MASKE. Es ist der nämliche, der das Fräulein von Zibo einst anbetete, und vor dem Bräutigam Fiesco zurücktrat.

FIESCO. Scipio Bourgognino!

BOURGOGNINO nimmt die Maske ab. Und der itzt da ist, seine Ehre zu lösen, die einem Nebenbuhler wich, der klein genug denkt, die Sanftmut zu quälen.

FIESCO umarmt ihn mit Feuer. Edler junger Mann. Gedankt seis dem Leiden meiner Gemahlin, das mir eine so werte Bekanntschaft macht. Ich fühle die Schönheit Ihres Unwillens, aber ich schlage mich nicht.

BOURGOGNINO einen Schritt zurück. Der Graf von Lavagna wäre zu feig, sich gegen die Erstlinge meines Schwerts zu wagen?

FIESCO. Bourgognino! gegen die ganze Macht Frankreichs, aber nicht gegen Sie! Ich ehre dieses liebe Feuer für einen lieberen Gegenstand. Einen Lorbeer verdiente der Wille, aber die Tat wäre kindisch.

BOURGOGNINO erregt. Kindisch, Graf? Das Frauenzimmer kann über Mißhandlung nur weinen – Wofür ist der Mann da?

FIESCO. Ungemein gut gesagt, aber ich schlage mich nicht.

BOURGOGNINO dreht ihm den Rücken, will gehn. Ich werde Sie verachten.

FIESCO lebhaft. Bei Gott, Jüngling! das wirst du nie, und wenn die Tugend im Preis fallen sollte. Faßt ihn bedächtlich bei der Hand. Haben Sie jemals etwas gegen mich gefühlt, das man – wie soll ich sagen? – Ehrfurcht nennt?

BOURGOGNINO. Wär ich einem Mann gewichen, den ich nicht für den ersten der Menschen erklärte?

FIESCO. Also, mein Freund. Einen Mann, der einst meine Ehrfurcht verdiente, würde ich – etwas langsam verachten lernen. Ich dächte doch, das Gewebe eines Meisters sollte künstlicher sein, als dem flüchtigen Anfänger so geradezu in die Augen zu springen – Gehen Sie heim, Bourgognino, und nehmen Sie sich Zeit zu überlegen, warum Fiesco so und nicht anders handelt. Bourgognino geht stillschweigend ab. Fahr hin, edler Jüngling! Wenn diese Flammen ins Vaterland schlagen, mögen die Doria feste stehen.