HomeText: Verschwörung des Fiesco2. AktDie Verschwörung des Fiesco zu Genua – 2. Akt, 15. Auftritt

Die Verschwörung des Fiesco zu Genua – 2. Akt, 15. Auftritt

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Vorzimmer bei Fiesco.
Fiesco mit Briefen und Wechseln. Mohr.

FIESCO. Also vier Galeeren sind eingelaufen.

MOHR. Liegen glücklich in der Darsena vor Anker.

FIESCO. Das kommt erwünscht. Woher die Expressen?

MOHR. Von Rom, Piacenza und Frankreich.

FIESCO bricht die Briefe auf, fliegt sie durch. Willkommen, willkommen in Genua. Sehr aufgeräumt. Die Kuriere werden fürstlich bewirtet.

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MOHR. Hum! Will gehen.

FIESCO. Halt! Halt! Hier kommt Arbeit für dich die Fülle.

MOHR. Was steht zu Befehl? Die Nase des Spürers, oder der Stachel des Skorpions?

FIESCO. Für jetzt des Lockvogels Schlag. Morgen früh werden zweitausend Mann verkappt zur Stadt hereinschleichen, Dienste bei mir zu nehmen. Verteile du deine Handlanger an den Toren herum, mit der Ordre, auf die eintretenden Passagiers ein wachsames Auge zu haben. Einige werden als ein Trupp Pilgrime kommen, die nach Loretto wallfahrten gehen, andre als Ordensbrüder oder Savoyarden oder Komödianten, wieder andre als Krämer oder als ein Trupp Musikanten, die meisten als abgedankte Soldaten, die genuesisches Brot essen wollen. Jeder Fremde wird ausgefragt, wo er einstelle? antwortet er: Zur goldenen Schlange, so muß man ihn freundlich grüßen und meine Wohnung bedeuten. Höre, Kerl, aber ich baue auf deine Klugheit.

MOHR. Herr! wie auf meine Bosheit. Entwischt mir ein Lock Haare, so sollt Ihr meine zwei Augen in eine Windbüchse laden, und Sperlinge damit schießen. Will fort.

FIESCO. Halt! noch eine Arbeit! Die Galeeren werden der Nation scharf in die Augen stechen. Merke auf, was davon Rede wird. Fragt dich jemand, so hast du von weitem murmeln gehört, daß dein Herr damit Jagd auf die Türken mache. Verstehst du?

MOHR. Verstehe. Die Bärte der Beschnittenen liegen obendrauf. Was im Korb ist, weiß der Teufel. Will fort.

FIESCO. Gemach. Noch eine Vorsicht. Gianettino hat neuen Grund, mich zu hassen und mir Fallen zu stellen. Geh, beobachte deine Kameraden, ob du nicht irgendwo einen Meuchelmord witterst. Doria besucht die verdächtigen Häuser. Hänge dich an die Töchter der Freude. Die Geheimnisse des Kabinetts stecken sich gern in die Falten eines Weiberrocks. Versprich ihnen goldspeiende Kunden – versprich deinen Herrn. Nichts kann zu ehrwürdig sein, das du nicht in diesen Morast untertauchen sollst, bis du den festen Boden fühlst.

MOHR. Halt! Holla! Ich habe Eingang bei einer gewissen Diana Bononi und bin gegen fünf Vierteljahr ihr Zuführer gewesen. Vorgestern sah ich den Prokurator Lomellino aus ihrem Hause kommen.

FIESCO. Wie gerufen. Eben der Lomellino ist der Hauptschlüssel zu allen Tollheiten Dorias. Gleich morgen früh mußt du hingehen. Vielleicht ist er heute Nacht dieser keuschen Luna Endymion.

MOHR. Noch ein Umstand, gnädiger Herr. Wenn mich die Genueser fragen – und ich bin des Teufels! das werden sie – wenn sie mich itzt fragen: was denkt Fiesco zu Genua? – Werdet Ihr Eure Maske noch länger tragen, oder was soll ich antworten?

FIESCO. Antworten? Wart! Die Frucht ist ja zeitig. Wehen verkündigen die Geburt – Genua liege auf dem Block, sollst du antworten, und dein Herr heiße Johann Ludwig Fiesco.

MOHR sich froh streckend. Was ich anbringen will, daß sichs gewaschen haben soll, bei meiner hundsföttischen Ehre! – Aber nun hell auf, Freund Hassan. In ein Weinhaus zuerst! Meine Füße haben alle Hände voll zu tun – ich muß meinen Magen karessieren, daß er mir bei meinen Beinen das Wort redt. Eilt ab, kommt aber schnell zurück. A propos. Bald hätt ich das verplaudert. Was zwischen Eurer Frau und Calcagno vorging, habt Ihr gern wissen mögen? – Ein Korb ging vor, Herr, und das war alles. Läuft davon.