HomeText: Verschwörung des Fiesco3. AktDie Verschwörung des Fiesco zu Genua – 3. Akt, 3. Auftritt

Die Verschwörung des Fiesco zu Genua – 3. Akt, 3. Auftritt

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Voriger. Leonore tritt herein mit merklicher Angst.

LEONORE. Vergeben Sie, Graf, Ich fürchte, Ihre Morgenruhe zu stören.

FIESCO tritt höchst betreten zurück. Gewiß, gnädige Frau, Sie überraschen mich seltsam.

LEONORE. Das begegnet nur den Liebenden nie.

FIESCO. Schöne Gräfin, Sie verraten Ihre Schönheit an den feindlichen Morgenhauch.

LEONORE. Auch wüßt ich nicht, warum ich den wenigen Rest für den Gram schonen sollte.

FIESCO. Gram, meine Liebe? Stand ich bisher im Wahn, Staaten nicht umwühlen wollen, heiße Gemütsruhe?

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LEONORE. Möglich – Doch fühl ich, daß meine Weiberbrust unter dieser Gemütsruhe bricht. Ich komme, mein Herr, Sie mit einer nichtsbedeutenden Bitte zu belästigen, wenn Sie Zeit für mich wegwerfen möchten. Seit sieben Monaten hatt ich den seltsamen Traum, Gräfin von Lavagna zu sein. Er ist verflogen. Der Kopf schmerzt mir davon. Ich werde den ganzen Genuß meiner unschuldigen Kindheit zurückrufen müssen, meine Geister von diesem lebhaften Phantome zu heilen. Erlauben Sie darum, daß ich in die Arme meiner guten Mutter zurückkehre?

FIESCO äußerst bestürzt. Gräfin?

LEONORE. Es ist ein schwaches, verzärteltes Ding, mein Herz, mit dem Sie Mitleiden haben müssen. Auch die geringsten Andenken des Traums könnten meiner kranken Einbildung Schaden tun. Ich stelle deswegen die letzten überbliebenen Pfänder ihrem rechtmäßigen Besitzer zurück. Sie legt einige Galanterien auf ein Tischchen. Auch diesen Dolch, der mein Herz durchfuhr Seinen Liebesbrief. Auch diesen – und Indem sie sich laut weinend hinausstürzen will. behalte nichts als die Wunde!

FIESCO erschüttert, eilt ihr nach, hält sie auf. Leonore! Welch ein Auftritt! Um Gottes Willen!

LEONORE fällt matt in seinen Arm. Ihre Gemahlin zu sein, hab ich nicht verdient, aber Ihre Gemahlin hätte Achtung verdient – Wie sie itzt zischen, die Lästerzungen! Wie sie auf mich herabschielen, Genuas Damen und Mädchen! »Seht, wie sie wegblüht, die Eitle, die den Fiesco heuratete.« – Grausame Ahndung meiner weiblichen Hoffart! Ich hatte mein ganzes Geschlecht verachtet, da mich Fiesco zum Brautaltar führte.

FIESCO. Nein wirklich, Madonna! dieser Auftritt ist sonderbar.

LEONORE. Ah, erwünscht. Er wird blaß und rot. Itzt bin ich mutig.

FIESCO. Nur zwei Tage, Gräfin, und dann richten Sie mich.

LEONORE. Aufgeopfert! – Laß mich es nicht vor dir aussprechen, jungfräuliches Licht! Aufgeopfert einer Buhlerin. Nein! Sehen Sie mich an, mein Gemahl. Wahrhaftig, die Augen, die ganz Genua in knechtisches Zittern jagen, müssen sich itzt vor den Tränen eines Weibes verkriechen. –

FIESCO äußerst verwirrt. Nicht mehr, Signora. Nicht weiter.

LEONORE mit Wehmut und etwas bitter. Ein schwaches Weiberherz zu zerfleischen! O es ist des starken Geschlechtes so würdig! – Ich warf mich in die Arme dieses Mannes. An diesen Starken schmiegten sich wollüstig alle meine weiblichen Schwächen. Ich übergab ihm meinen ganzen Himmel – der großmütige Mann verschenkt ihn an eine –

FIESCO stürzt ihr mit Heftigkeit ins Wort. Meine Leonore, nein! –

LEONORE. Meine Leonore? – Himmel, habe Dank! Das war wieder echter Goldklang der Liebe. Hassen sollt ich dich, Falscher, und werfe mich hungrig auf die Brosamen deiner Zärtlichkeit – Hassen? Sagte ich hassen, Fiesco? O glaub es nicht! Sterben lehrt mich dein Meineid, aber nicht hassen. Mein Herz ist betrogen. Man hört den Mohren.

FIESCO. Leonore, erfüllen Sie mir eine kleine, kindische Bitte!

LEONORE. Alles, Fiesco, nur nicht Gleichgültigkeit.

FIESCO. Was Sie wollen, wie Sie wollen. – Bedeutend. Bis Genua um zwei Tage älter ist, fragen Sie nicht! Verdammen Sie nicht!

Er führt sie mit Anstand in ein anderes Zimmer.