HomeText: Verschwörung des Fiesco3. AktDie Verschwörung des Fiesco zu Genua – 3. Akt, 5. Auftritt

Die Verschwörung des Fiesco zu Genua – 3. Akt, 5. Auftritt

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Alle Verschworene.

FIESCO ihnen entgegen. Das Wetter ist im Anzug. Die Wolken laufen zusammen. Tretet leis auf. Laßt beide Schlösser vorfallen.

VERRINA. Acht Zimmer hinter uns hab ich zugeriegelt, der Argwohn kann auf hundert Mannsschritte nicht beikommen.

BOURGOGNINO. Hier ist kein Verräter, wenns unsre Furcht nicht wird.

FIESCO. Furcht kann nicht über meine Schwelle. Willkommen, wer noch der Gestrige ist. Nehmt eure Plätze. Setzen sich.

BOURGOGNINO spaziert im Zimmer. Ich sitze ungern, wenn ich ans Umreißen denke.

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FIESCO. Genueser, das ist eine merkwürdige Stunde.

VERRINA. Du hast uns aufgefodert, einem Plan zum Tyrannenmord nachzudenken. Frage uns. Wir sind da, dir Rede zu geben.

FIESCO. Zuerst also – eine Frage, die spät genug kommt, um seltsam zu klingen – Wer soll fallen? Alle schweigen.

BOURGOGNINO indem er sich über Fiescos Sessel lehnt, bedeutend. Die Tyrannen.

FIESCO. Wohlgesprochen, die Tyrannen. Ich bitte euch, gebt genau acht auf die ganze Schwere des Worts. Wer die Freiheit zu stürzen Miene macht, oder Gewicht hat? – Wer ist mehr Tyrann?

VERRINA. Ich hasse den ersten, den letzten fürchte ich. Andreas Doria falle!

CALCAGNO in Bewegung. Andreas, der abgelebte Andreas, dessen Rechnung mit der Natur vielleicht übermorgen zerfallen ist?

SACCO. Andreas, der sanftmütige Alte?

FIESCO. Furchtbar ist dieses alten Mannes Sanftmut, mein Sacco, Gianettinos Tolltrotz nur lächerlich. Andreas Doria falle. Das sprach deine Weisheit, Verrina.

BOURGOGNINO. Ketten von Stahl oder Seide – Es sind Ketten, und Andreas Doria falle.

FIESCO zum Tisch gehend. Also den Stab gebrochen über Onkel und Neffen! Unterzeichnet! Alle unterschreiben. Das Wer? ist berichtigt. Setzen sich wieder. Nun, zum gleich merkwürdigen Wie? – Reden Sie zuerst, Freund Calcagno.

CALCAGNO. Wir führen es aus wie Soldaten oder wie Meuter. Jenes ist gefährlich, weil es uns zwingt, viele Mitwisser zu haben, gewagt, weil die Herzen der Nation noch nicht ganz gewonnen sind – diesem sind fünf gute Dolche gewachsen. In drei Tagen ist Hohe Messe in der Lorenzokirche. Beide Doria halten dort ihre Andacht. In der Nähe des Allerhöchsten entschläft auch Tyrannenangst. Ich sagte alles.

FIESCO abgewandt. Calcagno – abscheulich ist Ihre vernünftige Meinung – Raphael Sacco?

SACCO. Calcagnos Gründe gefallen mir, seine Wahl empört. Besser, Fiesco läßt Oheim und Neffen zu einem Gastmahle laden, wo sie dann, zwischen den ganzen Groll der Republik gepreßt, die Wahl haben, den Tod entweder an unsern Dolchen zu essen, oder in gutem Zyprier Bescheid zu tun. Wenigstens bequem ist diese Methode.

FIESCO mit Entsetzen. Sacco, und wenn der Tropfe Wein, den ihre sterbende Zunge kostet, zum siedenden Pech wird, ein Vorschmack der Hölle – wie dann, Sacco? – Weg mit diesem Rat! Sprich du, Verrina.

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