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Schiller an Wilhelm Reinwald, 18. Januar 1802

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Weimar 18. Jan. [Montag] 1802.

Ich habe dießmal sehr lange nichts von mir hören lassen, aber ihr seid meine Unordnung im Schreiben nun einmal gewohnt und müßt sie mir verzeihen. Ich habe freilich viel zu thun und werde dabei so oft durch meine Kränklichkeit gestört. Auch ist im vorigen Monat die ganze Familie, Mutter und Kinder, an den Masern krank gewesen, u. meine Frau war etliche Tage sehr schlim. Doch gieng alles glücklich vorüber.

Hier übersende ich euch einstweilen eine Maria Stuart, da ich kein Exemplar der Jungfrau von Orleans gerade bei der Hand habe; aber der Verwalter von Bauerbach wird wie ich höre hieher reisen und diesem will ich dann noch verschiedene Schriften an euch mitgeben.

Ich danke dem lieben Bruder herzlich für seine mir mitgetheilte Notizen, es sind verschiedene darunter, die Nachdenken verdienen und die ich mir werde gesagt seyn lassen; besonders hat mich Gravestan; dessen ich mich auch aus dem Rapin Thoyras erinnere aufmerksam gemacht.

Die gute Mama in Leonberg ist ihrer Gesundheit wegen nach Stuttgardt gezogen, wo sich Stolls sehr freundschaftlich ihrer annahmen. Sie hat seit einiger Zeit einen Zufall gehabt, der sie beunruhigt, weil ihre Periode sich auf einmal wieder eingestellt hat und sie von dem Blutverlust Folgen befürchtet, doch schreibt sie daß sie sich dabei noch ganz wohl befinde, und ich hoffe auch daß es nichts zu bedeuten hat, weil mehrere Frauen in diesem hohen Alter etwas ähnliches erfahren. D. Jacobi in Stuttgardt sorgt für sie und wir können uns wenigstens beruhigen, daß sie in guten Händen ist.

Nun lebet herzlich wohl Ihr Lieben zum Neuen Jahr und gedenkt unsrer mit Liebe.

Euer herzlich ergebener
Bruder

Schiller.