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Charakterisierung von Muley Hassan, der Mohr aus Schillers »Die Verschwörung des Fiesco zu Genua«

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(Stimmen: 3 Durchschnitt: 2.7)

Der eigentliche Intrigant des Stückes ist Muley Hassan, der „confiscirte Mohrenkopf“. Ursprünglich ist er ein Werkzeug Gianettinos, der ihm zu seinem eigenen Verderben vertraut. Er ist ein reines Weltkind, dem das Gold sein Gott und der frische Genuss des Augenblicks das erste und letzte Lebensziel ist. Er tritt ohne Bedenken in Fiescos Dienst, für dessen listiges Gewebe seine Verschlagenheit wie geschaffen ist. Iffland bezeichnet die Gestalt des Mohren als einen Meisterwurf der Charakteristik. In der Tat ist er in seiner munteren Laune, mit seiner barocken Ausdrucksweise und seinem drastischen Witz eine so originell komische Gestalt, dass er nicht nur seinem geistigen Urheber alle Ehre macht, sondern auch von jeher eine Lieblingsrolle für Künstler ersten Ranges gewesen ist.

Vollkommen geeignet, alles das auszuführen, was einem Edelmann zwar willkommen sein, ihn selber aber entehren würde, leistet er seinem Herren durch seine Schurkereien die wichtigsten Dienste und tut es mit Lust. Denn wie sollte es ihn, der schon durch seine Farbe aus der Gesellschaft der ehrlichen Leute ausgestoßen ist, nicht kitzeln, plötzlich eine Rolle in derselben zu spielen. Daher ist er auch prahlerisch in der Art aller unedlen Naturen. So wie er sich unentbehrlich glaubt, wird er übermütig und nimmt sich seinem Gebieter gegenüber die ärgsten Freiheiten heraus. Umso mehr muss es seinen Stolz verletzen, wenn dieser ihn nicht länger in Genua aufhalten will. Schon die Worte: „Der Mohr hat seine Arbeit gethan, der Mohr kann gehen“ lassen eine bedenkliche Katastrophe ahnen.

Noch bedenklicher klingt es, wie er (III, 7) mit sich selbst zu Rate geht. Darf es uns da wundern, dass er bei seinem bequemen Heidentum ins feindliche Lager übergeht und sich eine Audienz beim Herzog Doria erwirkt, noch ehe die Verschwörung zum Ausbruch kommt? Zu seinem Ärger wird ihm gerade da, wo er ehrlich ist, kein Glauben geschenkt. Auch nicht einmal die verdiente Strafe erhält er für seinen Verrat. Wie sollte die Großmut ihn jetzt noch bessern können? Treu seinem bösen Prinzip, zu dessen Personifikation er sich einmal berufen wähnt, wird er jetzt Mörder und kennt schließlich keinen höheren Genuss, als wenigstens mit drastischem Witz seine originelle Laufbahn zu schließen.