Bourgognino. Die Vorige.
BOURGOGNINO erhitzt. Springe hoch, Mädchen! Eine Freudenpost! – Edler Verrina, ich komme, meinen Himmel auf Ihre Zunge zu setzen. Schon längst liebte ich Ihre Tochter, und nie durft ich es wagen, um ihre Hand zu bitten, weil mein ganzes Vermögen auf falschen Brettern von Koromandel schwamm. Eben jetzt fliegt meine Fortuna wohlbehalten in die Reede und führt, wie sie sagen, unermeßliche Schätze mit. Ich bin ein reicher Mann. Schenken Sie mir Berta, ich mache sie glücklich. Berta verhüllt sich, große Pause.
VERRINA bedächtlich zu Bourgognino. Haben Sie Lust, junger Mensch, Ihr Herz in eine Pfütze zu werfen?
BOURGOGNINO greift nach dem Schwert, zieht aber plötzlich die Hand zurück. Das sprach der Vater –
VERRINA. Das spricht jeder Schurk in Italien. Nehmen Sie mit dem Abtrag von anderer Leute Gastung vorlieb?
BOURGOGNINO. Mach mich nicht wahnwitzig, Graukopf.
CALCAGNO. Bourgognino! wahr spricht der Graukopf.
BOURGOGNINO auffahrend, gegen Berta stürzend. Wahr spricht er? Mich hätte eine Dirne genarrt?
CALCAGNO. Bourgognino, nicht dahinaus. Das Mädchen ist engelrein.
BOURGOGNINO steht erstaunt still. Nun! so wahr ich selig werden will. Rein und entehrt! Ich habe keinen Sinn für das. – Sie sehen sich an und sind stumm. Irgendein Unhold von Missetat zuckt auf ihren bebenden Zungen. Ich beschwöre euch! Schiebt meine Vernunft nicht im Kurzweil herum! Rein wäre sie? Wer sagte rein?
VERRINA. Mein Kind ist nicht schuldig.
BOURGOGNINO. Also Gewalt! Faßt das Schwert von dem Boden. – Genueser! Bei allen Sünden unter dem Mond! Wo – wo find ich den Räuber?
VERRINA. Eben dort, wo du den Dieb Genuas findest –
Bourgognino erstarrt. Verrina geht gedankenvoll auf und nieder, dann steht er still.
VERRINA. Wenn ich deinen Wink verstehe, ewige Vorsicht, so willst du Genua durch meine Berta erlösen! Er tritt zu ihr, indem er den Trauerflor langsam von seinem Arm wickelt, darauf feierlich. Eh das Herzblut eines Doria diesen häßlichen Flecken aus deiner Ehre wäscht, soll kein Strahl des Tags auf diese Wangen fallen. Bis dahin – Er wirft den Flor über sie. verblinde! Pause Die übrigen sehen ihn schweigend, betreten an.
VERRINA feierlicher, seine Hand auf Bertas Haupt gelegt. Verflucht sei die Luft, die dich fächelt! Verflucht der Schlaf, der dich erquickt! Verflucht jede menschliche Spur, die deinem Elend willkommen ist! Geh hinab in das unterste Gewölb meines Hauses. Winsle. Heule. Lähme die Zeit mit deinem Gram. Unterbrochen von Schauern fährt er fort. Dein Leben sei das gichterische Wälzen des sterbenden Wurms – der hartnäckige zermalmende Kampf zwischen Sein und Vergehen. – Dieser Fluch hafte auf dir, bis Gianettino den letzten Odem verröchelt hat. – Wo nicht, so magst du ihn nachschleppen längs der Ewigkeit, bis man ausfindig macht, wo die zwei Enden ihres Rings ineinandergreifen.
Großes Schweigen. Auf allen Gesichtern Entsetzen. Verrina blickt jeden fest und durchdringend an.
BOURGOGNINO. Rabenvater! Was hast du gemacht? Diesen ungeheuren gräßlichen Fluch deiner armen schuldlosen Tochter?
VERRINA. Nicht wahr – das ist schröcklich, mein zärtlicher Bräutigam? – Höchst bedeutend. Wer von euch wird nun auftreten und jetzt noch von kaltem Blut und Aufschube schwatzen? Genuas Los ist auf meine Berta geworfen. Mein Vaterherz meiner Bürgerpflicht überantwortet. Wer von uns ist nun Memme genug, Genuas Erlösung zu verzögern, wenn er weiß, daß dieses schuldlose Lamm seine Feigheit mit unendlichem Gram bezahlt? – Bei Gott! das war nicht das Gewäsch eines Narren – ich hab einen Eid getan, und werde mich meines Kindes nicht erbarmen, bis ein Doria am Boden zuckt, und sollt ich auf Martern raffinieren wie ein Henkersknecht, und sollt ich dieses unschuldige Lamm auf kannibalischer Folterbank zerknirschen. – Sie zittern – blaß wie Geister schwindeln sie mich an. – Noch einmal, Scipio! Ich verwahre sie zum Geisel deines Tyrannenmords. An diesem teuren Faden halt ich deine, meine, eure Pflichten fest. Genuas Despot muß fallen, oder das Mädchen verzweifelt. Ich widerrufe nicht.