HomeText: Verschwörung des Fiesco2. AktDie Verschwörung des Fiesco zu Genua – 2. Akt, 17. Auftritt

Die Verschwörung des Fiesco zu Genua – 2. Akt, 17. Auftritt

Bewertung:
(Stimmen: 1 Durchschnitt: 5)

Voriger. Verrina. Romano mit einem Tableau. Sacco. Bourgognino. Calcagno.
Alle verneigen sich.

FIESCO ihnen entgegen, voll Heiterkeit. Willkommen, meine würdigen Freunde! Welche wichtige Angelegenheit führt Sie so vollzählig zu mir? – Du auch da, teurer Bruder Verrina? Ich würde bald verlernt haben, dich zu kennen, wären meine Gedanken nicht fleißiger um dich als meine Augen. Wars nicht seit dem letzten Ball, daß ich meinen Verrina entbehrte?

VERRINA. Zähl ihm nicht nach, Fiesco. Schwere Lasten haben indes sein graues Haupt gebeugt. Doch genug hievon.

FIESCO. Nicht genug für die wißbegierige Liebe. Du wirst mir mehr sagen müssen, wenn wir allein sind. Zu Bourgognio. Willkommen, Junger Held! Unsre Bekanntschaft ist noch grün, aber meine Freundschaft ist zeitig. Haben Sie Ihre Meinung von mir verbessert?

BOURGOGNINO. Ich bin auf dem Wege.

Empfehlungen Lektürehilfen

FIESCO. Verrina, man sagt mir, daß dieser junge Kavalier dein Tochtermann werden soll. Nimm meinen ganzen Beifall zu dieser Wahl. Ich hab ihn nur einmal gesprochen, und doch würd ich stolz sein, wenn er der meinige wäre.

VERRINA. Dieses Urteil macht mich eitel auf meine Tochter.

FIESCO zu den andern. Sacco? Calcagno? – Lauter seltne Erscheinungen in meinen Zimmern! Beinahe möchte ich mich meiner Dienstfertigkeit schämen, wenn Genuas edelste Zierden sie vorübergehen. – Und hier begrüße ich einen fünften Gast, mir zwar fremd, doch empfohlen genug durch diesen würdigen Zirkel.

ROMANO. Es ist ein Maler schlechtweg, gnädiger Herr, Romano mit Namen, der sich vom Diebstahl an der Natur ernährt, kein Wappen hat als seinen Pinsel und nun gegenwärtig ist, Mit einer tiefen Verbeugung. die große Linie zu einem Brutuskopfe zu finden.

FIESCO. Ihre Hand, Romano. Ihre Meisterin ist eine Verwandte meines Hauses. Ich liebe sie brüderlich. Kunst ist die rechte Hand der Natur. Diese hat nur Geschöpfe, jene hat Menschen gemacht. Was malen Sie aber, Romano?

ROMANO. Szenen aus dem nervigten Altertum. Zu Florenz steht mein sterbender Herkules, meine Kleopatra zu Venedig, der wütende Ajax zu Rom, wo die Helden der Vorwelt – im Vatikan wieder auferstehen.

FIESCO. Und was ist wirklich Ihres Pinsels Beschäftigung?

ROMANO. Er ist weggeworfen, gnädiger Herr. Das Licht des Genies bekam weniger Fett als das Licht des Lebens. Über einen gewissen Punkt hinaus brennt nur die papierne Krone. Hier ist meine letzte Arbeit.

FIESCO aufgeräumt. Sie könnte nicht erwünschter gekommen sein. Ich bin heute ganz ungewöhnlich heiter, mein ganzes Wesen feiert eine gewisse heroische Ruhe, ganz offen für die schöne Natur. Stellen Sie Ihr Tableau auf. Ich will mir ein rechtes Fest daraus bereiten. Tretet herum, meine Freunde. Wir wollen uns ganz dem Künstler schenken. Stellen Sie Ihr Tableau auf.

VERRINA winkt den andern. Nun merket auf, Genueser!

ROMANO stellt das Gemälde zurecht. Das Licht muß von der Seite spielen. Ziehen Sie jenen Vorhang auf. Diesen lassen Sie fallen. Gut. Er tritt auf die Seite. Es ist die Geschichte der Virginia und des Appius Claudius.

Lange, ausdrucksvolle Pause, worin alle die Malerei betrachten.

Dieser Beitrag besteht aus 2 Seiten: